(sb/ms) Hinter dem Garten früher, wo ich aufgewachsen bin, auf der anderen Straßenseite, stand immer eine gelbe Telefonzelle. Klar, wir haben da auch mal Schindluder mit getrieben, gebrannt hat es da auch, aber das waren wir nicht. Ehrlich. Eine Telefonzelle also. Ein Raum in der Öffentlichkeit, in dem es möglich ist, ungestört zu sprechen. Über alles mögliche. Das bekommt dann ja glücklicherweise keiner mit. Schade, dass es sie nicht mehr gibt. Wir bräuchten sie dringend zurück. Dringender denn je. Denn es ist ja kaum auszuhalten. Ich merke es oft in der Bahn. Ich bin Pendler. Da telefonieren Menschen auch. Das stört, kann man denen ja aber nicht verbieten. Teils geht es dabei um derart private Dinge, dass ich mich frage, warum sie das mit allen teilen müssen. Das geht doch wirklich keinen etwas an. In den Innenstadtstraßen bietet sich das gleiche Bild. Teils wirklich laut und deutlich. Noch eindrücklicher wurde es mir dieser Tage im Wartezimmer beim Arzt. Und, ehrlich: Da saßen wir. Vier Typen. Bei zweien klingelte das Handy laut! 1. No Go. Sie sind beide dran gegangen. 2. No Go. Und plauderten über ihre Wehwehchen für alle hörbar. 3. No Go. Leute, Leute...
Was immer geht: Diesen Blog lesen. Denn er ist echt gut. Überzeugt euch selbst:
Johanna Amelie (ms) Es kommt auf die richtigen Worte an. Auf die passenden Bilder. Die geglückten Vergleiche. Wenn es um schwere Zeiten, harte Zeiten, wackelige Zeiten geht, sind Durchhalteparolen selbstredend fehl am Platz. Selbst jedes noch so gut gemeintes Wort kann oft nicht helfen. Dann sind es Gesten und Handlungen, die Menschen auffangen. Wenn das wiederum in richtig sanfte, empathische Musik voller Güte und Menschlichkeit eingebettet ist, vermag ich von großer Kunst zu sprechen. Das ist Johanna Amelie mit ihrem Lied Swimsuit mehr als geglückt. Denn es ist ein Werk, das komplett stimmig ist. Damit meine ich das zarte, poppige Arrangement ohne allzu melancholisch zu werden, die treffenden, gesungenen Worte und vor allem das irre gut dazu passende Video, das die Haltung der Hilfe, der Unterstützung, des Beistandes einfach aber eindrücklich zeigt. Das hier ist sehr, sehr gelungen. Hut ab! Ihr neues Album Fiction Forever erscheint nächsten Monat!
Helge Schneider (ms) Kunst ist nicht dazu da, um die Realität auszublenden. Aber sie ist für mich das beste Mittel, um in der Realität mal auf die große Pausetaste zu drücken. Das scheint dieser Tage mal wieder mehr als nötig. Sonst bringen mich Kriegsbilder und -berichterstattung um den Schlaf. Da ist es auch absolut legitim, wenn nicht sogar geboten, ein bisschen Quatsch und Klamauk aufzudrehen. Und wer wäre da nicht besser geeignet als Helge Schneider?! Eben. Heute bringt er mit Live in Luxmbourg mal wieder einen Bühnenmitschnitt raus. Ein schräger, kurzweiliger Abend, nur mit Klavier und Gitarre und allerhand Blödsinn, für die Schneider seit jeher bekannt ist. Das weiß schnell zu gefallen. Eine Stunde Quatsch zwischen Klassikern und neuem Material. Herrlich. Doof. Super. Pause.
Ghost (ms) Hörgewohnheiten. Das ist oft ein Buch mit sieben Siegeln. Woher tauchen Bands auf, die gerade in Heavy Rotation daheim laufen? Wie verschwinden sie wieder? Wie gelangen sie auf den Radar und verschwinden wieder? Manchmal kann ich es mir erklären, manchmal ist es schleierhaft. Bei Ghost sind beide Seiten für mich zu sehen. Sie ploppten auf, da ich die Show und den Sound sehr geil finde. Habe sie zwei Mal live gesehen und war irre begeistert. Starkes Gesamtarrangement, das meines Erachtens ins Theater statt auf die Bühne gehört. Irgendwie verschwanden sie mit dem Album Prequelle aus meiner Sicht- und Hörweite. Nun erschien letzte Woche das neue Album Imperia und Tobias Forge ist als Papa Emeritus IV wieder in neuem Gewand am Mikophon zu hören. Die Nameless Ghouls erscheinen in Steampunkmanier und zeigen erneut, was 80er Heavy Metal und Hardrock kann. Wird bei mir nicht auf Dauerschleife laufen, doch die Faszination bleibt!
Shaban & Marten McFly
(sb) Huch, da sind wir aber spät dran, denn die EP Auf dem Weg nach draußen von Shaban & Marten McFly wurde bereits am 04.03. veröffentlicht. Bei uns trudelte sie vor rund zehn Tagen ein, seitdem war die Zeit arg knapp bemessen. Aber besser spät als nie, oder? Sechs Tracks, reichlich 90er Jahre-Hip Hop-Sound und mit Juse Ju sogar einen Gast, den wir in unserer kuscheligen luserlounge sowieso sehr verehren. Gute Voraussetzungen also, oder? Und tatsächlich enttäuscht die Scheibe nicht, denn textlich macht den Künstlern in Sachen Abgedrehtheit ohenhin kaum jemand was vor und auch vom Sound her knallt das. Wie heißt es im PR-Text so schön: Experimentelle Klangteppiche voll untypischer Breaks und musikalischer Parallelrealitäten. Joa, so oder so ähnlich isses wohl.
doppelfinger
(sb) Sososo schöne Musik! Ich hatte die Beschreibung des Künstlers im Vorfeld nicht gelesen, ging also komplett unvoreingenommen an by design (VÖ: heute!) ran - und wurde mit jedem Track noch ein Stückchen mehr in den Bann gezogen. Ich hatte etwas Wildes erwartet, doch genau das Gegenteil wurde mir präsentiert und nahm mich in den Arm. Verletzlichkeit und die kleineren und größeren Krisen einer Existenz bestimmen die Songs von doppelfinger. Der Oberösterreicher liebt die leisen Töne - und zelebriert diese auf eine ungemein angenehme Art und Weise. So koexistieren detailliert-verspielte Instrumentierung oder Gitarrenspiel mit weiten, sphärischen Cello-Melodien, bedrohlichen Harmonium-Parts und lasierenden Synthie-Drohnen. Ganz wunderbar!
Roger Eno
(ms) Einatmen. Ausatmen. Pause machen. Ruhe einkehren lassen. Entspannung. Alles mal fließen lassen. Den ganzen anstrengenden Quatsch mal außen vor lassen. Eskapismus. Wenn auch nur für 51 Minuten. Aber sie können heilsam sein. Heilsam in einer vogelwilden Zeit zwischen Bombenalarm und den neusten Gesundheitsverordnungen. Der Retter in der Not dabei ist Roger Eno. Bruder von Brian und seit Jahrzehnten Visionär mannigfaltiger Klangsphären. Seit 1985 veröffentlicht er alleine oder mit seinem Bruder Musik, die entweder für sich steht oder Filmen die passende Untermalung gibt. Nun wird am 22. April sein erstes Solo-Album auf dem legendären Label Deutsche Grammophon erscheinen. The Turning Year wird es heißen und ganz wundervoll werden. Im Vordergrund steht das Klavier, das immer wieder Unterstützung von Streichern bekommt und alles bleibt herrlich unaufgeregt. Einige Stücke grenzen an Melancholie, ohne sie jedoch je voll zuzulassen. Ein heikler Balanceakt, der sehr gelungen ist. 51 Minuten träumen, einatmen, ausatmen, Pause machen.
Wanda
(ms) Ob Wanda wirklich die Band ist, die den Rock retten wird, darf sicher bezweifelt werden. Auch dass sie im Pressetext als 'Kultband' deklariert werden, tut ein bisschen weh. Doch was Wanda definitiv retten können, ist ein Lebensgefühl. Nicht, dass es abhanden kommt, viel mehr erinnern sie uns daran, wie wertvoll es ist. Die Leichtigkeit, die vollkommene Verausgabung, der herrliche Rausch, das nicht-alles-so-wichtig-nehmen. Im neuen bunten Video zu Rocking in Wien inszenieren sie sich als Bindeglied zwischen Elvis, Falco und vielleicht auch den Village People. Damit geht auch die große Ankündigung einher, dass am 30. September ein neues Album erscheinen wird, das auf den Bandnamen hört. Live sind sie jetzt schon unterwegs bis ins kommende Jahr! Amore, Baby!
13.05.2022 Regensburg - Donau-Arena AUSVERKAUFT 14.05.2022 Dortmund - Warsteiner Music Hall 15.05.2022 Köln - Palladium AUSVERKAUFT 21.05.2022 Weissenburg - Heimspiel Open Air 04.06.2022 Innsbruck - Olympiahalle 17. & 18.06.2022 Wien - Stadthalle 23.06.2022 Thun - Cholelerock Open Air 24.06.2022 Zürich - Komplex 457 25.06.2022 Bad Ragaz - Quellrock Open Air 09.07.2022 Linz - Donaulände 16.07.2022 Graz - Freilufthalle B 21.07.2022 Erlangen - Kulturinsel Wöhrmühle 22.07.2022 Lörrach - Stimmen Festival 23.07.2022 Tüssling - Raiffeisen Kultursommer 19.-21.08.2022 Grosspösna - Highfield Festival 20.08.2022 Klagenfurt - Freigelände Wörthersee Stadion 10.09.2022 Dresden - Junge Garde 25.11.2022 Potsdam - Waschhaus 26.11.2022 Osnabrück - Rosenhof 27.11.2022 Rostock - Moya 29.11.2022 Hannover - Capitol 30.11.2022 Bremen - Modernes 02.12.2022 Mannheim - Alte Feuerwache 03.12.2022 Ulm - Roxy 04.12.2022 Bern - Bierhübeli 06.12.2022 Erfurt - Club Central 07.12.2022 Augsburg - Ostwerk 08.12.2022 Stuttgart - LKA Longhorn 10.12.2022 Saalbach - Bergfestival 10.03.2023 Würzburg - Posthalle 11.03.2023 Regensburg - Donau-Arena 13.03.2023 Ravensburg - Oberschwabenhalle 14.03.2023 München - Zenith 16.03.2023 Wiesbaden - Schlachthof 17.03.2023 Berlin - Max-Schmeling-Halle 18.03.2023 Hamburg - Edel-Optics-Arena 20.03.2023 Köln - Palladium
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