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(ms/sb) Durchaus nervig kann es sein, wenn man beispielsweise bei der Post in der Schlange steht, und irgendwer labert einen voll. Das interessiert mich meistens nicht. Ähnliches beim Einkaufen. Dieses anonyme Hintereinanderstehen hat ja durchaus seinen Reiz. Außerdem ist der Gang in den Supermarkt ja nicht mehr als zweckmäßig. Gut, auf dem Wochenmarkt sieht das vielleicht ein wenig anders aus. Was ich sagen will: Bei einigen Menschen will man nicht wissen, was sie so tun. Das ist Fakt. Bei anderen schon. Sehr sogar. Und gar nicht auf romantischer Ebene. Sondern, weil sie vielleicht etwas sonderbar sind. In meiner aktuellen Wahlheimat läuft zum Beispiel regelmäßig eine Dame durch die Straßen, die stets eine transparente Plastiktüte mit noch mehr Plastiktüten innen drin mit sich herum trägt. Was tut sie damit? Warum? Sammelt sie? Gibt es ein geheimes Plastiktüten-Quartett und ich habe nichts davon mitbekommen? Mag sie Produkte aus Erdöl? Was kommt hinein? Säubert sie die Tüten zu Haus? Spannende Fragen. Aber ansprechen will ich sie auch nicht. Denn... ganz ehrlich... irgendwie auch super egal.
Was nicht egal ist, ist Musik! Ein Glück, dass wir uns damit befassen. Luserlounge. Selektiert. Freitags.
Juse Ju
(ms) Es war heute morgen in der Früh. Kurz nach Sechs. Der erste Kaffee war gerade leer, doch ich hätte ihn gar nicht gebraucht, um wach zu werden. Denn niemand anderes als Juse Ju hat heute einen neuen Track samt super sehenswertem Video rausgehauen. Und mein lieber Herr Gesangsverein! Was hat dieser Kerl für eine irre Entwicklung hingelegt! Ich blieb ganz unglaubwürdig zurück, als ich Kranich Kick zum ersten, zweiten, dritten Mal und auch nun gehört habe. Klar, das ist ein lässiger Diss-Track, das alte Rap-Spielchen. Doch dieser satte, flinke Beat und das immer besser gewordene Sprechgesangshandwerk von Juse sind beeindruckend. TNT war ja schon ein - seien wir ehrlich - von ihm nicht zu erwartender Supersong! Und direkt hinterher nun ein nächster Kracher. Mit diesen beiden Auskopplungen aus dem kommenden Album Millennium hat er die eigene Messlatte sehr hoch gesetzt. Das ist gut so. Ebenfalls erstaunlich und ein bisschen provokativ ausgedrückt: Mit diesen beiden Singles hat er Shibuya Crossing schon getoppt. Locker. Juse Ju! Ich hab Bock!
Deerborn
(sb) "Figured Out handelt von etwas, mit dem sich die meisten Menschen identifizieren können. Egal wie schnell Sie laufen und wie viel Sie erreichen möchten - die Zeit läuft immer schneller und bevor sie sich umschauen, werden Tage zu Wochen und Wochen zu Jahren. Es geht darum, das Beste aus seinen Tagen herauszuholen und sicherzustellen, dass man diejenigen erreicht, die wirklich wichtig sind. " Diese Kurzbeschreibung des neuen Tracks der dänischen Band Deerborn (VÖ: heute!) durch ihren Leadsänger Lasse Nørbys spricht wohl tatsächlich vielen aus der Seele und gerade in Zeiten wie diesen ist es umso wichtiger, Prioritäten zu setzen und sich mit den richtigen Leuten zu umgeben. Americana trifft Rockballade in sehnsuchtsvoller Umgebung - mal schauen, was das für 28. August angekündigte Album sonst noch Schönes in petto hat.
Going Up North
(ms) Der Unterschied zwischen langweilig und nur vermeidlich langweiliger Musik liegt manchmal nur im Grad der herrlichen Entspannung, die sie zu vermitteln weiß. Oder die Zeilen, die hängen bleiben. Und wenn dann diese Band, die dann eben nicht langweilig ist, grob nach modernem amerikanischem Alternative-Country à la Calexico klingt und aus Bergen, Norwegen, kommt, wird es gut! Going Up North heißen sie passenderweise. Letztes Jahr erschien ihr erstes Album und heute kommt mit How Can I Sleep eine weitere Single daraus auf den Markt. In diesem Jahr soll sogar ein neuer Longplayer erscheinen. Holla, da ist aber wer reichlich produktiv. Was den Song schön macht, ist die herrliche Sehnsucht und Melancholie im Refrain-Satz How can I sleep without your love? Das ist ja nicht nur Liebeskummer, sondern geht viel tiefer. Ohne Liebe des Gegenübers keine Erholung, nicht mal eine Minute Schlaf sei dem Singenden vergönnt. Obsessive Liebe oder pure, ehrliche Romantik - zwischen diesen beiden Polen geistert dieser Track. Dabei ist er so schön eingängig und hinterlässt doch ein schwingendes Gemüt, dass er ideal in diese Sonnentage passt! Passt!
Albrecht Schrader
(ms) Es gibt ein paar Phantome, die durch die Musikszene geistern. Sie agieren oft und gerne im Hintergrund und genießen dort hohe Reputationen. Wie scheue Rehe trauen sie sich aber doch regelmäßig in den Vordergrund. Albrecht Schrader gehört in jedem Fall hierzulande dazu. Bekannt als Weggefährte von u.a. Herrenmagazin oder ehemaliger Kopf von Böhmis Rundfunktanzorchester Ehrenfeld, tritt er hier und da auch prominenter auf. Logisch, wenn man selbst ein Album veröffentlicht. Sein eigenes, zweites folgt am 26. Juni - also schon ganz bald - und hört auf den Namen Diese Eine Stelle. Vor drei Jahren erschien der Vorgänger Nichtsdestotrotzdem, jetzt wird nachgelegt auf dem Label Krokant. Die erste Möglichkeit für einen Höreindruck besteht seit dieser Woche mit dem Lied Auf Dem Golfplatz. Ein Lied das sanft-melancholisch startet und dann eine etwas gaga'eske Wende nimmt. Zwischen Ernsthaftigkeit und saloppem Entertainment. Auch nach mehrmaligem Hören, weiß ich nicht so genau, was ich mit dem Song anfangen soll. Ist es ein bisschen dämlich oder auch ein bisschen schön?! Gut, dass man sich sein eigenes Urteil fällen darf.
String Layers
(sb) Was für eine zauberhafte Idee als Hommage an die Welt der Streichinstrumente: 18 Künstler/innen aus der ganzen Welt (z.B. Deutschland, Schweiz, Polen, Griechenland, Türkei, England, Russland und USA) steuern je einen bisher unveröffentlichten Track zur wunderbaren Compilation String Layers (VÖ: heute!) und zeigen in ihren Werken eindrucksvoll die Variabilität und Wandlungsfähigkeit der Instrumente. Typische Klassik-Stücke treffen auf zeitlose Melodien, elektronisch angehauchte Kompositionen und pop-affine Arrangements. Es ist ungemein spannend zu verfolgen, welchen Ansatz die Musiker/innen wählen, um ihr jeweiliges Instrument in Szene zu setzen: von klassischer Träumerei über lebendige Farben und experimentelle Ansätze bis hin zu ungestümer Kraft - eine überaus vielschichtige und abwechslungsreiche Zusammenstellung, um den eigenen Musikhorizont zu erweitern.
Bitte beachten: Hior Chronik sind zwar auch vertreten, allerdings mit einem anderen Track; zum Album ist leider (noch) kein aktuelles Video verfügbar.
Flo Holoubek
(ms) Stichwort Phantome mit hoher Reputation. Eine kleine Vermutung: Wahrscheinlich hätte der kleine in Österreich aufgewachsene Flo Holoubek nie gedacht, dass er eines Tages ein sanftes, wunderschönes Akustikgitarrencover veröffentlichen würde. Denn eigentlich war immer das Schlagzeug das Instrument seiner ersten Wahl. Als Bub, als Kopf der Blue Man Group oder mit Tim Neuhaus zusammen. Wer die beiden mal zusammen, gleichzeitig auf ein Schlagzeug hat trommeln sehen, weiß, was Harmonie und Geniegeist bedeutet. Und jetzt, in diesen Wochen zwischen Frühling und Sommer präsentiert dieser Flo uns All My Days, ursprünglich von Alexi Murdoch. Doch Holoubek verleiht dem Stück noch mehr Zauber als das Original; wir sprechen hier also von einem wirklich guten Cover, auch wenn es weitestgehend 'nur' nachgespielt ist. Denn seine gezupfte Gitarre klingt sinnlicher und insbesondere seine sehr sanfte, weiche Stimme kommt so entscheidend tiefer als das Original, dass sie Gänsehaut erzeugt. Dazu das leichte 'uhh uhh' und ein paar andere, versteckt auftretende Elemente, und ein rundes, kleines, wunderbares Lied ist da. Es erzeugt für mindestens drei Minuten und vierundzwanzig Sekunden ein wunderbares Strahlen auf dem Gesicht.
Internet Friends.
(ms) Reden wir nicht lange um den heißen Brei: In Phasen großer kognitiver Herausforderung - zum Beispiel das Lernen für das zweite Staatsexamen - braucht der Kopf genug Momente, in denen er einfach entspannen kann; wo feine Berieselung absolut notwendig und gut ist. Klar, Serien. Aber auch Musik. Wenn diese feine Berieselung dann noch so unverschämt lässig ist wie von der Band Internet Friends. (ja, mit dem Punkt dabei), dann läuft vieles richtig. Mit ihrem diese Woche veröffentlichten Song The Kids That I Used To Know legen sie einen neuen Maßstab der herrlichen Eingängigkeit an den Tag. Gitarre, Gesang, Schlagzeug, Bass: Geil! Einfach dreieinhalb Minuten purer, extrem relaxter Gitarren-Indie-Pop, wie wir ihn lieben. Das Trio aus Göteborg, Schweden, haut damit nicht nur einen catchy, kurzweiligen Track raus, sondern schlagen mit dem dazugehörigen Video einen nicht allzu anstrengenden Tanz für den Sommer vor, der weniger kompliziert als der von Daði Freyr ist. Ab!