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| Quelle: Gästebuch.com / arnikahossain |
Derzeit lese ich Momo von Michael Ende. Das Buch ist aus den 70er Jahren. Wahnsinn! Ich wusste, dass es eine zauberhafte Geschichte sein wird, aber diese Aktualität habe ich im Vorhinein unterschätzt. Was die Grauen Herren von der Zeit-Spar-Kasse von vor fünfzig Jahren waren, sind die mobilen Endgeräte der Jetztzeit. Sie klauen uns ganz bewusst das wertvollste, was wir haben: unsere Zeit! Und wir füttern riesige Konzerne mit Daten und leeren Augen. Es braucht eine Herrschar an Momos unserer Zeit, die uns darauf aufmerksam machen, wie unfassbar viel Zeit wir an diesen Teilen verschwenden. Wir haben nichts davon außer gestörte Hirnareale, verminderte Konzentrationsfähigkeit und fehlende Geduld.
14.04.26 - Knust, Hamburg,
15.04.26 - Gretchen, Berlin
07.04.26 Berlin, Festsaal Kreuzberg
10.04.26 Hamburg, Mojo
Imarhan
(Ms) Wenn Pop auf Politik stößt, dann wird es meist sehr spannend. Insbesondere weil Musik die Kraft hat, über Grenzen hinweg zu klingen und zu wirken. Bands, die Lieder aus anderen Gegenden der Welt singen, können uns die Augen öffnen. Denn viele Konflikte bleiben uns verborgen oder sind schnell vergessen. Zudem bringen sie eventuell einen Klang mit, der für uns ungewohnt ist, aber ganz viel Schönheit mit sich bringt. Imarhan kommen aus Algerien und machen extrem melodiöse Musik. Schlagzeug spielt eine untergeordnete Rolle, der Rhythmus wird meist durch Gitarren vorgegeben - aber klar, hier und da wird auch getrommelt. Tellalt heißt ihre aktuelle Single und das Wort bezeichnet eine seltene Akazienart aus der Sahara. Wenn sie verbrannt wird, soll sie wunderbar riechen und das Knistern des Feuers scheint unvergleichlich, so Sänger Sadam. Zudem erzählen sie von Geschichten der algerisch-malischen Grenze. Von Menschen, die aus Mali fliehen. Schicksale, die hier selten Aufmerksamkeit bekommen. Imarhan gibt diesen Menschen eine Stimme. Und am 16. Januar erscheint ihre neue Platte Essam bei CitySlang und könnte ganz zauberhaft werden!
15.04.26 - Gretchen, Berlin
Dry Cleaning
(Ms) Ein Bullshit-Job ist eine Tätigkeit, der jeglicher Sinn fehlt. Diese ist dann manchmal auch noch recht gut bezahlt. Ihr gesellschaftlicher Nutzen ist gleich Null. Aber vielleicht haben einige der ArbeiterInnen, die so einen Job haben, dennoch Spaß daran. Darum geht es im neuen Track Cruise Ship Designer von Dry Cleaning. Der Titel verrät es schon: Sängerin und Texterin Florence Shaw berichtet darin über einen Designer für Hotels und Kreuzfahrtschiffe, der seinen Job richtig gut erledigt, aber immer wieder am Sinn seiner Tätigkeit zweifelt. Wie genial ist das denn?! So viel Tragik und Komik in einem Track habe ich lange nicht mitbekommen. Musikalisch wird die Geschichte von groovigen Klängen, die zwischen frühem Punk und Krautrock angesiedelt sind. Obendrein serviert die Band ein großartiges Mittanzvideo! Mehr solcher tollen Klänge und Storys gibt‘s auf ihrem neuen Album Secret Love, das am 9. Januar erscheinen wird! Könnte geil werden!
10.04.26 Hamburg, Mojo
Frau Lehmann
(Ms) Gut Ding hat Weile. Mit etwas Abstand gesehen, ist ja an den meisten Sprichworten doch eine Menge dran. Die Alte Leier heißt die neue Single der Leipziger Band Frau Lehmann. Wobei so neu der Track gar nicht ist. Vor 10 Jahren schrieb Sängerin Fiona Lehmann diesen Text und nun hat er seine Form gefunden - was für eine schöne Geschichte! Das Thema: Liebeskummer und der Kampf dagegen. Zuhören? Ach nein, lieber in die Kneipe gehen und dann stark abdriften. Und der Kummer pocht immer noch genauso stark wie vorher. Manchmal sind Wunsch und Realität zwei verschiedene Dinge, davon handelt das Lied auch. In herrlich melancholischer Manier mit Xylophon und wunderbarer Eingänigkeit. Ein Song, der zum sonst punkigen Sound der Band gar nicht so passt, umso besser ergänzt er ihr Schaffen. Am 30. Januar erscheint ihre neue Platte Trost & Trotz und könnte vielschichtig, unterhaltsam, den-Finger-in-die-Wunde-legend werden!
Amanda Bergman
(Ms) Stutzig werden. Wenn Musik das schafft, dann ist sie wirkmächtig. Wenn sie einen irritiert zurück lässt. Wenn man gerne noch etwas mehr darüber wissen möchte. Wenn der Song dann nochmal läuft. So geschehen beim neuen Track von Amanda Bergman. Die schwedische Künstlerin hat mit Grasp einen wunderbar, saften neuen Song herausgebracht. Zu dem Stück gibt es ein kleines, schönes Video, das mal unterhaltsam, mal niedlich, mal einfach nur schön ist. Doch etwas stimmt hier nicht. Und das ist Folgendes: Text und Musik passen nicht zusammen. Die Musik ist wahnsinnig zurück gelehnt. Zart, ruhig, unaufgeregt. Der Text ist das ziemliche Gegenteil davon. Kein Wunder: Er ist in der Nacht entstanden, als Donald Trump und Elon Musk das Weiße Haus übernommen haben. Eine Schaudergeschichte. Wie der Text des Liedes. Doch kein Grusel ohne Hoffnung. Und das sind ganz am Ende folgende Worte: „Making peace seem like some madness that has no time.“ Da bleibt nur zu sagen: Bring back the madness!

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