Dienstag, 14. Oktober 2025

Carebender - Bags

(Ms) Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen modernen und traditionellen Chören? Klar, bis auf das Repertoire. Im Grunde genommen machen alle Formationen das Gleiche: Sie treffen sich, um gemeinsam zu singen und die Schönheit der puren Stimme zum Glanz zu bringen. Ich gehe davon aus, dass auch alle Gruppen einen gewissen Anspruch daran haben, was sie tun. Üben und Können sind schon wesentliche Bestandteile dieses Unterfangens. Ich habe auch mal im Chor gesungen und mag behaupten, dass es erst dann so richtig Spaß macht, wenn es gut wird. Davon sind Kneipen-Chöre mal ausgeschlossen, obwohl ich das Prinzip auch richtig toll und angenehm niedrigschwellig finde.
Einfach mal so in den Raum geworfen: Vielleicht ist der einzige Unterschied zwischen traditionellen und modernen Chören, dass Letztere öfter eigene Kompositionen singen. Und vielleicht etwas mutiger sind. Und sicher hängen die beiden letzten Punkte zusammen.
Genau an diesem Punkt sind wir bei Carebender und ihrem Album Bags, das am 10. Oktober erschienen ist. Carebender ist ein Chor. Doch dass ihre Musik ohne Instrumente auskommt, ist sicher das Einzige, was sie mit klassischen Chören gemeinsam haben. 11 Lieder sind auf dem Album enthalten, es hat nichtmal eine halbe Stunde Spieldauer. Und das ist perfekt so. Insbesondere, wenn alle anderen musikalische Elemente fehlen, könnte es sonst mal langatmig werden. Doch für Abwechslung sorgen die Sängerinnen und Sänger schon von ganz allein.

Mit One Or beginnt diese außergewöhnliche Platte ganz gewöhnlich und sanft. So, wie die meisten Menschen sich bestimmt einen kleinen Chor vorstellen. Stimmen, die sich übereinander legen. Stimmen, die Parts abwechseln. Lang gezogene, schöne Töne. Doch danach knallt es richtig! Enter Fast dauert gerade mal 59 Sekunden und hier schreit der Chor aus allen Lungen. Das ist Punkrock nur halt ohne Instrumente. Direkter wurde ich musikalisch noch nie angebrüllt - sehr beeindruckend! Worm With hingegen lässt sich eher im Free Jazz einordnen, so wenig Regeln gibt es in diesem Stück und es dauert auch, bis der erste Text zu hören ist. Das Spiel mit der Stimme steht hier klar im Fokus - und geht wunderschön auf! Eye On ist der Beweis, wie viel Qualität in dieser Formation steckt. Ein wunderschönes Lied, das mit tollen Elementen arbeitet. Der Text ist unerheblich, das Stück beweist, wie klar sie singen können und wie abwechslungsreich ihre eigenen Arrangements sind! Hold Open hingegen macht nochmal einen Ausflug in eigentlich ganz andere musikalische Gefilde. Wo würde man denn solch Stimmen hören? Im Techno oder gar im Metal? Es ist schön dunkel und sehr nah, es knarzt fast ein bisschen.

Auf Bags gibt es keine Regeln und keinen roten Faden, außer den Ton zu treffen. Carebender präsentieren hier ein Album, das wahre Kunst ist, das angenehm eigen ist, das schaut, was geht. Es muss nicht gefallen, tut es aber ganz automatisch, weil die Qualität so überzeugt! Wow! Egal, was man sonst so hört, dies sollte einen Platz bekommen!


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