![]() |
Foto: Max Smogol |
Damit landen wir bei Die Höchste Eisenbahn und ihrem neuen Album Wenn Wir Uns Wieder Sehen Schreien Wir Uns Wieder An, das schon mindestens für den besten Titel einen Preis verdient. Was Fancesco Wilking, Felix Weigt, Max Schröder und Moritz Krämer mit ihrer Band seit vielen Jahren machen ist von den drei oben genannten Punkten die schönen Seiten in Lieder zu verwandeln. Okay, manche doofe Schattenseiten lassen sich auch finden. Aber diese großartige Band weiß, wie das Selbstverständliche zu vertonen ist ohne banal zu werden. Was für eine große Kunst!
Sechs Jahre stand die Eisenbahn im Pausebahnhof. Die neue Platte haben sie selbst produziert und verschiedene Mischer herangezogen. Zudem stand für jeden Track ein Bandmitglied Pate. Eine richtig schöne Idee, die von Vertrauen und Freiheit zeugt. Auch wenn so ein Prozess sicher von vielen Diskussionen und auch mal aus-dem-Weg-gehen gesäumt ist.
14 neue Lieder sind auf dem Album versammelt und sie sind ausnahmslos schön. Seit Du Weg Bist ist das erste davon und direkt ein Herzschmerzlied. Über das Ende einer Liebe und wie sehr man sich darüber ärgern kann. Dazu leicht verspielter Eisenbahn-Indiepop-Sound, der das erste Mal über ein eigenes Label veröffentlicht wird. Dass die Band vorher noch keinen Track hatte, der Die Bahn heißt, ist auch ein großes Wunder - jetzt ist es soweit. Ein Lied über die Versprengten, die nachts unterwegs sind und mit einem zauberhaften Text. Denn eine Zeile lautet „Ich tausche Leeres in Volles um“ und diese sechs Worte entfachen große Faszination bei mir. Was genau das Magische daran kann, weiß ich gar nicht mal, aber ich freue mich über diesen Effekt. Bürotage, die erste Single, ist unterhaltsame Kurzweil über die Arbeitsseiten des MusikerInnendaseins. Was Francesco Wilking und Moritz Krämer da dichten ist eine Form des Schmunzelns, die bei anderen Bands selten auftaucht. Das lustig-banale des Alltags. Das Tragische und Unterhaltsame nebeneinander zu stellen, das scheint auf diesem Album die große Stärke der Band zu sein. Ein weiteres gutes Beispiel: Hotpants. Locker-tanzbar kommt dieser Track daher. Doch durch die Augen eines Kindes kann die Welt manchmal ganz schön kompliziert sein. Was zerbricht man sich nicht den Kopf, wie die anderen einen sehen?! Herrje, wer kennt es nicht!?
Einfach nur wunderschön kommt Ich Seh Dich An Und Seh Mich daher. Zum einen der Blick auf das Komische des Alltags („Hunde gehen mit Menschen raus“) und auf der anderen Seite die Geborgenheit, wenn neben einem jemand liegt, der zauberhafte Ruhe verströmt und „der Krampf sich löst“. Das sind doch Lieder, die Worte für das finden, was uns oft verborgen bleibt.
Und bevor die Dreiviertelstunde neuer Eisenbahn-Musik vorbei ist, schenkt uns die Band noch eine tolle Perspektive: Vor Jedem Anfang heißt das letzte Stück ist nicht unbedingt ein Trennungsstück, sondern (meines Erachtens) ein schöner Gedankenanstoß: Was passiert vor jedem Anfang? „Nichts fängt von vorne an“ singt die Band hier. Auch beim Kommen und Gehen von Menschen im eigenen Leben gibt es einfach viel, was ineinander fließt.
Genau das ist doch ganz großartig, oder? Das Leben ist keine Abfolge von Kapiteln, sondern stets ineinander verwoben. Arbeit, Alltag, Liebe, Schmunzeln. Wer mag das denn alles voneinander trennen? So ist Wenn Wir Uns Wieder Sehen Schreien Wir Uns Wieder An ein insgesamt vielleicht ein eher unscheinbares Album, das jedoch so viele Feinheiten und kluge Gedanken in sich trägt, dass das mehrfache Hören uns reich beschenkt. Und das ist Kunst!
27.09. - Neubrandenburg, Studio am See
02.10. - Leipzig, Täubchenthal
03.10. - Dresden, Tante Ju
04.10. - Wien, Flucc
06.10. - München, Technikum
07.10. - Freiburg, Jazzhaus
08.10. - Zürich, Exil
10.10. - Erlangen, E-Werk
11.10. - Jena, Kasablanca
21.11. - Heidelberg, Karlstorbahnhof
22.11. - Karlsruhe, Tollhaus
24.11. - Stuttgart, Im Wizemann
25.11. - Wiesbaden, Schlachthof
27.11. - Hamburg, Große Freiheit 36
28.11. - Rostock, Peter-Weiss-Haus
29.11. - Magdeburg, Moritzhof
01.12. - Köln, Gloria
02.12. - Essen, Zeche Carl
03.12. - Schlachthof
04.12. - Hannover, Faust
05.12. - Münster, Sputnikhalle
19.12. - Berlin, Huxleys
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.