Freitag, 18. Oktober 2024

Porridge Radio - Clouds In The Sky They Will Always Be There For Me

Bild: Steve Gullick
(Ms) Vor einigen Wochen hörte ich zum ersten Mal ein Lied von Porridge Radio. Es heißt Sick Of The Blues und es reißt mich bis heute immer wieder in den Bann. Ich wollte meinen Ohren gar nicht trauen. Was passiert hier in diesen knapp dreieinhalb Minuten? Warum bricht die Stimme der Sängerin immer wieder? Warum berührt mich das auf so erschütternde Art?
Viele Fragen stellen sich gleichzeitig und mit jeder Frage steigt meine Faszination dieses Songs gegenüber. Wie bricht dieses Lied aus. Wie drehen die Gitarren auf. Wie kompromisslos ist das denn bitte?! Am Text kann es nicht zwingend liegen, denn der dreht sich weitestgehend immer wieder. Nein, es ist viel mehr, was dahinter steht. Das geht tief und das tut weh! Dana Margolin heißt die Sängerin dieser Band, die mir aus schleierhaften bislang Gründen verborgen blieb, und Dana Margolin war das Musikbusiness satt - sick of it! Die hat damit gebrochen, um wieder zu sich selbst zu finden. Und das besingt sie auf diesem unglaublichen Track: „I‘m sick of the Blues / I‘m in love with my life again:“ Und wieder hat ein großes persönliches Tief dafür gesorgt, dass große Kunst entsteht (siehe hier).

Porridge Radio heißt ihre Band, sie kommt aus Brighton (liebe Grüße an Fabian Hürzeler!). Am 18. Oktober (heute!) veröffentlichte die Gruppe ihr neues Album mit dem sagenhaften Titel Clouds In The Sky They Will Always Be There For Me. Elf Songs sind darauf enthalten und sie schlagen allesamt richtig übel zu. Das Markanteste ist dabei nicht mal die Instrumentierung oder die sehr persönlichen Texte von Dana Margolin. Es ist, wie bereits beschrieben, dass ihre Stimme immer mal wieder bricht, sich überschlägt. Sie nutzt diese Emotionalität als Stilmittel. Das ist sehr spannend. Die meisten SängerInnen würden solche Aufnahmen sicher nicht auf Platte pressen, sondern es glatter, reiner singen. Doch genau das ist hier der Clou! Margolin öffnet sich hier immer wieder so krass, es wird so privat, sie gibt einen sehr klaren, mitunter recht harten Einblick in ihr Seelenleben, dass es nur logisch erscheint, dass bei den Tiefs auch der Körper - oder hier: die Stimme - bricht. Zum Glück hat sie die Beziehungs- und Arbeitstiefs, von denen sie singt, überstanden. Doch die harten Eisichten verlieren ja nicht an Dramatik. Daher ist ihr Entschluss, ihre zerbrochenen Seiten musikalisch zu zeigen, mutig und sehr nachvollziehbar. Davon lebt diese Platte!

Die elf Lieder behandeln zwei große Themen aus Dana Margolins Leben. Zum Einen war sie nach dem Erfolg des vorherigen Albums und den dazugehörigen Konzerten einfach leer. Kaputt. Müde. Erschöpft. Ausgebrannt. Dieses Burnout klang irgendwann aus und genau danach brach ihre Beziehung zusammen und die Düsternis kehrte direkt zurück. Was für eine furchtbare Abfolge! Dass diese Gefühle, diese große Ratlosigkeit, die Hilfegesuche und Verzweiflung irgendwo hinmüssen, ist klar. Lavender Raspberries ist so ein Stück, auf dem viel Dramatik herrscht, so viel Dringlichkeit, so viel, das einfach raus muss. God Of Everything ist der Kern der emotionalen Verarbeitung des Beziehungszusammenbruchs. Der andere hatte die Macht, ihr die schlimmsten Gefühle fühlen zu lassen. Ausgelaugt, wertlos, ohne Selbstbewusstsein. Doch dagegen wehrt sich Dana Margolin: Du hast mir das angetan, doch ich herrsche über alles andere. 

Clouds In The Sky They Will Always Be There For Me ist ein unglaubliches Album. Voller Tragik, voller Tiefen, voller Dramatik und Intensität. Aber es ist auch ein Zeugnis großer Kunst und dafür bewundere ich die Sängerin und ihre Band. Es ist die perfekte Herbstplatte und ich wünsche insbesondere Dana Margolin, dass sie unter den kommenden Konzerten, Interviews, Touren nicht so leiden wird wie zuvor.

09. Dezember 2024 - Hamburg - Knust
10. Dezember 2024 - Berlin - Columbia Theater
14. Dezember 2024 - Schorndorf - Manufaktur
18. Dezember 2024 - Wiesbaden - Schlachthof
19. Dezember 2024 - Köln - Artheater


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