(Ms) Hallo Parallelwelt! Die Menschen auf der Bühne haben Recht: Das Watt En Schlick Fest in Dangast ist wohl das schönste Festival hierzulande. Die ganzen Großen steckt es eh locker in die Tasche, nur das Appletree kann vielleicht ein wenig dagegen anstinken.
Doch ein Festival am Strand mit Gezeiten, Möwen, Schafen, Schlick, Watt und Fischbrötchen ist schon etwas einzigartiges! Und genauso wird es auch angenommen. Die diesjährige Ausgabe war in 5 Minuten ausverkauft. Und erst sechs Wochen bevor die Tore öffneten, wurde das Programm veröffentlicht. Das ging schon immer so in Dangast - enorm wie viel Vertrauen und Leidenschaft dabei ist. Genau das war an allen Ecken und Enden zu spüren. Viel Liebe zum Detail, viel Rücksichtnahme und wo tanzen schon Menschen im Meer zu Livemusik?! Eben!
Doch ein bisschen muss vor dem großen Bericht auch gesagt sein: Hier trifft sich schon ein exklusiver Kreis. 6000 Tickets waren im Umlauf und allein diese schon nicht günstig. Das Camping habe ich zwar nicht in Anspruch genommen, es ist preislich aber fair und ich habe einige Stimmen gehört, dass es sehr ruhig, gelassen und freundlich dort zuging. Die Preise am Strand sind jedoch happig! Ein 0,4-Bier für 5,50€, Pommes für 5€, viel anderes Essen zwischen 8 und 10 Euro. Für ein unbeschwertes Wochenende muss man schon ein paar hundert Euro locker machen und das kann nicht jeder. Das ist auch zu sehen: das Watt En Schlick ist ein Festival für Studenten, viele junge, gut verdienende Familien und andere Akademiker. Ich glaube, das Oldenburger Kulturpublikum ist geschlossen an den Strand gefahren. Festivals sind Luxus geworden, aber darüber schreiben auch andere. Doch zugute muss man den Veranstaltenden halten, dass Kinder bis 14 Jahren (!) umsonst aufs Gelände kommen.
Kokoroko, Foto: luserlounge
Aus privaten Termingründen kann ich hier nur von Freitag und Samstag bis zum frühen Abend berichten. Aber das waren zwei wundervolle Tage. Richtig wichtig ist natürlich, dass das Wetter mitspielt und das klappte dieses Jahr enorm gut! Lange, lange waren Sturm und Regen angesagt. Es ist alles vorbei gezogen. Stattdessen ließ es sich in T-Shirt, kurzer Hose und barfuß feiern. Nass wurde man dennoch, denn die Flut kommt und geht, macht den Bereich vor den Bühnen kleiner und größer. Oder beim Floß halt komplett im Meer. Ja, diese Bühne machte ihrem Namen alle Ehre: sie schwamm!
Generell ist das Gelände ein Traum. Wenn man es sonst auch als Wochenend- oder Gut-Wetter-Besucher kennt, stellt man schnell fest, dass der Platz sehr, sehr gut genutzt wird. Und auch im kleinen Ort bekommt man schnell das Gefühl, dass alle mitfeiern.
Letztes Jahr war noch sehr nass, es wurde dazu gelernt: Aus der freien La Mer-Bühne wurde ein großes Zelt. Da war zwar noch ein großer Mast direkt vor der Bühne, aber egal - viele hatten darin Platz und es wäre ein guter Ort, um ins Trockene zu fliehen, wurde dafür aber nicht genutzt.
Los ging es am Freitag um 14 Uhr mit Moop Mama, die derzeit mit Älice zusammen spielen. Eine Band, die schon öfter da war und liebend gern eröffnet hat. Vor der großen Bühne standen viele sehr gut gelaunte Menschen, überall tummelten auch ein paar Kinder herum und es war nie so dicht gedrängt, dass es kein Durchkommen gab. Der Bass der Tuba hat ordentlich gewummert und es gab alte und neue Stücke zum Tanzen - was für ein gelungener Start! Um vier folgten dann Die Sterne! Frank Spilker brauchte zwar ab und an den Teleprompter, doch bei gefühlt zweihundert geschriebenen Liedern geht das vollkommen klar. Das war eine sehr kurzweilige Stunde und hat enorm Spaß gemacht. Die Band rauschte durch die eigene Diskographie und insbesondere der Bass hat sehr viel Freude bereitet, ein super Auftritt. Nach einer kleinen Recherche, stellte sich heraus, dass ich Die Sterne das letzte Mal 2005 gesehen habe. Wahnsinn! So langsam näherte sich das erste Highlight des Wochenendes, denn um 18 Uhr stand Mine auf der Bühne. Schon bevor sie mit ihrer Band eben jene betrat, sah man sie daneben, wie sie sich alle umarmen und vorbereitet haben. Strahlend und voller Vorfreude standen die sechs dann an ihren Instrumenten und konnten wie viele andere KünstlerInnen an diesem Wochenende ihren Augen kaum trauen. „Sind da echt Schafe?!“ fragte Mine. Das Tempo ihrer Songs wurde ein wenig angezogen, sodass viel unterzubringen ist. Was hat das denn bitte für einen Spaß bereitet?! Von den mächtigen Trommeln bis zur Solo-E-Gitarre war alles dabei. Was für eine Künstlerin und eine der wenigen, die ihre Gefühle, eben dort zu stehen und die Dankbarkeit, die sie dabei empfindet, in warme Worte packen kann. Wo andere nur „besonders“ gesagt haben, hat Mine Worte gewählt, die ans Herz gingen - wie ihre Lieder.
Direkt danach zu Oehl, der als Duo auf der schwimmenden Bühne spielte. Das war ein richtiger Bruch, doch es ging so gut auf, kaum zu glauben. Hier wurden die Stücke tatsächlich etwas langsamer gespielt, da der sonstige Wumms fehlte, aber die Zartheit von Ariel Oehls Musik leuchtete wunderbar in den Freitagabend - phantastisch!
Danach spielte Ennio. Den sah ich schon mal live und beide Male gab mir die Musik gar nichts. Gruselig war, als er Mando Diao coverte. Warum denn das bitte?! Nun gut, es waren viele Menschen vor der Bühne, die kräftig mitgefeiert haben, so ist das halt.
Für mich ging es danach ins La Mer-Zelt, denn der Jus-Meister aka Juse Ju lud zum Tanz ein. Auch ihn schon oft gesehen und er hat wirklich jedes Mal angeliefert. Das aktuelle Album kenne ich gar nicht, knallte aber ganz ordentlich. Ohnehin: Ist das noch Rap? Ist das noch HipHop gewesen?! Der gute Mann hat den Bass so derbe aufgedreht, dass es eher einem Elektrogestampfe glich. Aber mit viel Bock - was für ein Abriss! Gut, dass danach noch Kokoroko spielten, da konnte man herrlich runterkommen und wir schlugen danach langsam das Nachtgemach auf.
Oehl, Foto: luserlounge
Egal wo man schläft: An einem Festivalmorgen mit einem Kaffee in der Hand am Strand spazieren gehen und versuchen ein Schaf zu streicheln… das sind schon spezielle Momente. Selten lag Party und Entspannung so nach beieinander. Mittags hat El Hotzo gelesen und es war große, große Unterhaltung. Bissig und doppeldeutig, kurzweilig pointiert. Danach sahen wir Dominik Hartz aus der Ferne, doch das war ähnlich spannend wie Ennio. Lieber schauten wir mit einem Kaltgetränk in der Hand den Menschen zu, wie sie sich im Schlick einsauten. Und dafür Applaus bekamen! Später kam mir zu Ohren, das Bibiza sehr gut gewesen sein soll, ich war parallel bei Fortuna Ehrenfeld, die beinahe kollektiv aufs schwimmende Floß gekotzt hätten, aber ansonsten - shalalala - das gemacht haben, was sie immer tun: Herz und Beklopptheit verbinden und ihre schönen Lieder singen.
Nun lege ich mich nicht zu weit aus dem Fenster mit der Behauptung, dass um 18 Uhr sicher der heimliche Headliner des Tages spielte. Niemand geringeres als Erobique bat zum Tanz. UND WIE! Der Schnauzer-DJ hatte noch einen Drummer dabei und gemeinsam haben sie einfach nur den Menschen vor der Bühne und im Wasser die kürzeste und schönste Stunde des Tages beschert. Ein bisschen Improvisation, viel Bass, viel gute Laune. Zum Ende hin gab es kein Halten mehr mit Easy Mobeasy, Urlaub In Italien und Ravedave. Was ist da denn bitte passiert?! Das war ein Fest!
Wie gesagt, aus privaten Termingründen war das auch mein Abschluss. Das Ende einer irren Zeit. Sie war voll, intensiv, aber genauso entspannend und wohltuend. An einem Ort, der sehr viel Zauber ausstrahlt. Ein Ort, wo Kindern viel geboten wird. Ein Ort, wo die Essensstände tidebedingt mal unter Wasser stehen können. Ein Ort, der abends wunderschön beleuchtet ist. Ein Ort, der unglaublich viel verschiedene Musik zu bieten hat. Das Fest lockt nicht mit den großen Namen, sondern mit einem Gefühl. Klar, es freuen sich alle, wenn tolle, bekannte, große Bands kommen. Doch es müsste nicht mal zwingend sein.
Denn es geht hier ganz viel um Vertrauen und Verbundenheit. Und diese Verbundenheit zahlte sich am Montag innerhalb einer halben Stunde aus. Denn dann war das Watt En Schlick 2025 ausverkauft. Ich freue mich sehr, Tickets ergattert zu haben. Ein Jahr Vorfreude?! Gar kein Problem!
Oft war an dieser Stelle schon die Rede von heilsamer Wirkung von Musik. Immer noch bin ich fest davon überzeugt, dass dieser Zauber den Tönen innewohnt. Klar, Musik kann ohne Ende pushen, es möglich machen, Nächte lang zu tanzen oder Lästiges wie Putzen in ein kleines spaßiges Event zu verwandeln. Sie kann beruhigen und begleiten. Wir können weinen, wenn bestimmte Lieder laufen.
Und sie kann den Kopf ganz frei machen, berühren, die Mitte finden lassen. Die Wege dahin sind vielfältig, sie können laut und leise sein, harmonisch oder verschoben. Doch wenn Musik heilsam sein kann, dann sind ihre Töne in den meisten Fällen sanft, zart und ganz ausgeglichen.
Genauso erscheinen die Melodien auf dem neuen Album von Kiasmos. Das Duo Janus Rasmussen und Ólafur Arnalds haben Anfang Juli II veröffentlicht, ihre neue Platte nach zehn Jahren! Das, was diese beiden Musiker auf ihren Stücken miteinander kombinieren, war neu und klingt immer noch ziemlich frisch. Organischer Techno, so könnte man vielleicht sagen. Rasmussens Erfahrungen als DJ und Arnalds Arbeit in der Neo-Klassik kommen hier krönend zusammen. Natürlich sind die elf neuen Songs alle sehr unterschiedlich, aber es ist ein klares Muster zu erkennen. Alle Stücke weisen einen oft recht rasanten, aber nicht allzu treibenden elektronischen Beat auf, der im Hintergrund wummert. Er ist klar, drängt sich aber nicht auf. Darüber, daneben, darunter schweben Melodien aus Klavier- oder Streicherklängen. Mal sind es auch elektronische Töne, die die Richtung angeben. Insgesamt ist es frech, wie gut das arrangiert ist, sich ergänzt, zusammen glänzt. Sehr raffiniert.
Zum Einen ist das exzellente Tanzmusik. Das beweisen die beiden seit vielen Jahren insbesondere live. Ihre Art des Techno ist keine offene Tür für den krassen Exzess. Viel mehr erlaubt diese minimalistische, reduzierte, aber sehr feine Art der elektronischen Tanzmusik das sanfte Hinübergleiten in einen anderen Zustand, einen Zustand des Glücks, der Ruhe, der Gelassenheit. Schaut man sich Live-Videos von Kiasmos an und dann in die Gesichter der Besucher, ist alles klar: Das tut einfach nur gut, ist heilsam. Hier findet keine große, ausufernde Party statt, sondern ein kollektives Grinsen der Zufriedenheit. Daher bin ich super gespannt auf ihren Auftritt beim Watt En Schlick in wenigen Tagen. Überaus raffiniert.
So ertönen auch die Stücke aus dem neuen Album. Die Tracks sind sehr entspannt, es wird einem sehr leicht gemacht, im Sound zu verschwinden. Ich persönlich finde es sehr müßig, einzelne Songs hervorstechen zu lassen. II ist meines Erachtens ein unsagbar gut gelungenes Gesamterlebnis. Es droht nie langweilig zu werden, jedes Lied hat seinen eigenen Charme, bietet die Möglichkeit, entspannt dazu zu tanzen oder allem Lärm da draußen für die Spielzeit mal eben zu entsagen. Heilsam eben. Und das alles ist wirklich sehr raffiniert!
(Ms) Nils Holgerson. Der Junge auf der Gans Martin. Hoch und weit fliegen sie. Beide sind kein Teil der Gänsegruppe, denn Martin ist eine einfache Hausgans und Nils ein kleiner Querulant. Sie kümmern sich gegenseitig, als sie schwere Zeiten haben. Martin verliebt sich, Nils kommt wieder heile zu Hause an. Eine schöne Geschichte über Fehler, übers Zusammensein, Helfen und füreinander einstehen.
Als gestern Abend eine einsame Gans über den Garten flog, musste ich sofort an diese Geschichte denken. Wo kam sie her? Wo will sie hin? Und hat sie eventuell auch einen kleinen Jungen auf dem Rücken, der Mist gebaut hat?! Wer weiß…
Waving The Guns
(Ms) „W steht für wortgewandt, T für talentiert, G steht für gay, damit du dich blamierst, wenn Du Deinen homophoben Freunden unsre Platte vorspielst.“ So und nicht anders läuft es bei Waving The Guns. Oder lief. Denn das Rap-Schwergewicht von Audiolith hat eine Pause gemacht. Musste sich sammeln. Wer ist WTG, wofür stehen wir uns fallen uns noch die passenden Zeilen ein?! Die sehr eindeutige Antwort lautet: JA! Denn kommendes Jahr gehen die Rostocker auf Statement-Tour und das in beachtlich großen Läden. Ich denke, dass es kein Problem sein wird, sie voll zu machen. Dann werden sie reihenweise abgerissen und die Meute tobt. So läuft es sei eh und je, wenn Milli Dance und Co auf der Bühne stehen. Ich gehe stark davon aus - denn so läuft das Musikbusiness ja nun mal -, dass es dann auch ein passendes Album dazu geben wird. Doch das ist nur Spekulation! Kauft euch auf jeden Fall Tickets für diese Konzerte, es wird sich sehr lohnen, ich spreche aus mehrfacher Erfahrung!
15.03.2025 Rostock - M.A.U. Club 20.03.2025 Dresden - Tante Ju 21.03.2025 Wien (AT) - Flex 22.03.2025 Graz (AT) - p.p.c. 23.03.2025 Innsbruck (AT) - P.M.K 25.03.2025 Zürich (CH) - Dynamo 26.03.2025 Stuttgart - Lehmann Club 27.03.2025 München - Strom 28.03.2025 Nürnberg - Z-Bau 29.03.2025 Jena - Kassablanca 03.04.2025 Dortmund - Junkyard 04.04.2025 Frankfurt- Das Bett 05.04.2025 Heidelberg - Karlstorbahnhof 10.04.2025 Hannover - Kulturzentrum Faust 11.04.2025 Köln - Stollwerck 12.04.2025 Bremen - Schlachthof 17.04.2025 Hamburg - Markthalle 25.04.2025 Leipzig - Werk2 26.04.2025 Berlin - Huxleys neue Welt
i Häxa
(Ms) Uh, das zieht direkt in den Bann und ja: der Name der Band stach mir direkt ins Auge. Ein Glück, dass die Musik auch direkt so packend ist wie i Häxa selbst. Dahinter verstecken sich Rebecca Need-Menear und Peter Miles, die mit ihrem Projekt unterschiedliche Musiklandschaften kreieren, ausprobieren, explodieren lassen. In diesem Jahr erscheint eine EP-Triologie, die logischerweise Part I, Part II und Part III heißen. Der letzte Teil erscheint am 16. August und ist sehr intensiv, überraschend, dicht, düster, elektronisch, organisch, pur. Dryland ist die passende Single daraus, die schon zu hören ist. Erst sanfte Klaviertöne, dann mysteriöser Gesang. Ein wenig später gesellt sich bedrohlicher Bass dazu. Nach knapp zwei Minuten donnern Schlagzeug und E-Gitarre dazu und erzeugen ein wirklich beachtlichen Track, der einen so schnell nicht los lässt. Wenn das die Single ist, bin ich enorm gespannt auf die EP und froh, wieder neue Musik entdeckt zu haben.
A Place To Bury Strangers
(Ms) Wenn man mal knapp fünf Minuten gar keine Ruhe haben möchte, sondern den kompletten Gitarre-Bass-Schlagzeug-Schub erleben will, sollte man dringend die neue Single von A Place To Bury Strangers laut drehen! Disgust heißt der neuste Streich des New Yorker Trios. Das passende Album dazu wird Synthesizer heißten und am 4. Oktober erscheinen. Ab der ersten Sekunde knallt die Gitarre, peitscht der Bass, treibt das Schlagzeug. Doch insbesondere die E-Gitarre darf auf diesem Stück scheinbar machen, was sie will und das geht wunderbar auf. Immer wieder prescht sie zwischen oder in die Gesangsparts von Oliver Ackermann und hämmert so richtig gut durch den Track. Wenn das ganze Album so wird, könnte es richtig, richtig gut werden. Pausen- und atemlos, sehr intensiv, mitreißend und pulsierend. Aber genauso soll es ja auch sein!
31.07.2024 - Hamburg, Hafenklang 01.08.2024 - Dresden, Chemiefabrik 02.08.2024 - Beelen, Krach am Bach 07.08.2024 - München, Milla Club 08.08.2024 - Aschaffenburg, Colos Saal 09.08.2024 - Mariendtal, Hoflärm Festival 03.10.2024 - Berlin, Metropol
King Gizzard & The Lizard Wizard
(Ms) Muss mich hier ein wenig auf unbekanntes Terrain wagen, denn mit dieser Band kenne ich mich nicht so gut aus. Das ist tendenziell kein Hindernis, aber hier muss sicher eine Ausnahme gemacht werden. Denn King Gizzard & The Lizard Wizard ist nicht nur seit langer Zeit ein super Name, sondern auch der Inbegriff von: Wir machen halt was wir wollen und das in einem atemberaubenden Tempo. Die Band gibt es gerade mal seit 2010 und nun veröffentlichen sie schon ihr 26. Album! Das muss man sich mal rein tun. Es gibt überhaupt keine Grenzen. Im Kern machen sie psychedelischen Rock, doch auch Metal und elektronische Ausflüge sind erlaubt. Alles, worauf die sechs Australier halt Bock haben. Am 9. August erscheint Flight b741 über ihr eigenes Label und ist das Ergebnis von zwei Wochen leidenschaftlicher Studioarbeit mit guten Freunden. Ja, genauso klingt es, wenn die Single Le Risque ertönt. Ein bisschen 80er Rock, ein bisschen Elvis-Mikro, ein bisschen Mundharmonika und sehr, sehr viel Groove, der Bock auf mehr macht. Was für eine Band!
Sarah Davachi
(Ms) Wie zur Ruhe kommen?! Klar, nichts ist leichter gesagt als sich immer wieder Pausen zu gönnen oder gar in den Urlaub zu fahren. Beides ist leider nicht immer möglich. Zu viele unabwägbare Dinge passieren ständig und werfen uns immer wieder aus der Bahn, lassen uns fahrig oder ungeduldig werden und schließlich sogar gereizt oder genervt. Also doch Rückkehr zur bewussten Pause. Sie sollte mindestens elfeinhalb Minuten umfassen. Das ist nicht wissenschaftlich belegt, sondern musikalisch angeordnet. Denn so lange dauert das neue Stück von Sarah Davachi. Possente Spirto ist eine brutale Ausformung von Klangflächen. Breit gezogene, lang aushaltende Töne, die sich innerhalb einer Harmonie abwechseln und ergänzen. Man darf nicht erwarten, dass irgendetwas Großartiges passieren wird bei diesem Lied, es ist die pure Ruhe und das sanfte Getragenwerden gleichzeitig. In einer hektischen Welt mag das schwer auszuhalten sein oder gar langweilig wirken, aber es lohnt sich sehr, darin einzutauchen und am besten nur in der Musik zu sein. Es wäre müßig, das metaphysisch aufzuladen. Es ist viel einfacher uns sicher auch gewinnbringender, die Schönheit der Musik wirken zu lassen. Mehr nicht. Denn das macht Sarah Davachi schon seit langer Zeit in ihrem Schaffen. Sie experimentiert viel mit der Orgel und einigen elektronischen Instrumenten oder gar Kammerorchestern. Angelehnt an alte, sakrale Musik, möchte sie so die Klänge wirken lassen, beruhigend oder sogar berauschend, auch wenn es immer nur ganz langsam und erhaben ist. Derzeit musiziert sie nicht nur, sondern lehrt an der Uni Los Angeles Musikwissenschaften mit den Schwerpunkten Klangfarbe, Phänomenologie und kritischer Organologie, was immer das auch sein mag. Am 13. September erscheint ihr neues Album mit dem griffigen Titel The Head As Form'd In The Crier's Choir und beschert sicher noch mehr musikalischen Zauber.
(sb/ms) Kaum zu fassen! Ist es peinlich oder einfach nur noch schlimm? Ist es stur oder gibt es echt keine Alternative? Und wieso dreht sich jetzt erst alles um diese Frage? Da stehen zwei Typen zur Auswahl, das mächtigste Land der Erde zu regieren und beide sind einfach richtig alt. Klar, niemand sollte aufgrund seines Alters diskriminiert werden, aber die offensichtliche Frage der Fitness (geistig und körperlich) ist so klar wie selten zuvor. Gibt es niemanden unter 78 Jahren, der oder die sich vorstellen kann, dieses Amt in den USA zu übernehmen? War es nicht schon in der aktuellen Amtszeit von Joe Biden der Fall, dass es auffällig war, wie wenig geeignet er noch für diesen Posten ist? Herrje! Es ist einfach nur noch schlimm. Und peinlich. Was für eine schräge Diskussion. Es geht kaum um irgendwelche Inhalte, sondern nur darüber, wer von den altern Männern weniger gebrechlich ist. Übel.
Mest
(sb) Bereits seit 1995 sind Mest aus Illinois (USA) auf der Punkrock-Landkarte verortet und ja, sie können es immer noch. Bereits damals hab ich sie gerne gehört, dann total vergessen und jetzt landete ihr neues Album Youth im luserlounge-Postfach. Lässiger Sound, berufsjugendlicher Charme, nie alternde Lyrics - manche Dinge ändern sich einfach nie! Highlight auf dem neuen Album von Tony Lovato & Co. ist sicher Hate You Sober. Was für ein brutaler Ohrwurm!
Pedro The Lion
(sb) Oha, was für eine ungemein angenehme Stimme! Auch wenn Santa Cruz bereits vor einem Monat erschien, so hat das neue Album von Pedro The Lion erst jetzt den Weg in meinen Gehörgang gefunden. Wie sagt man so schön? Das Leben kam mir dazwischen, mich in den letzten Wochen ausgiebig mit Musik zu beschäftigen. Nun hats aber endlich mal wieder geklappt und siehe da: Der Indie-Veteran aus Seattle überzeugt mit gewohnt persönlichen Lyrics und fesselt den Zuhörer mit seinen Geschichten, die er in ergreifenden Melodien verpackt.
Blush Always
(Ms) Hach, ich mag diese Verstrickungen beim Musikhören! Es ist so Schön, immer und immer wieder Neues zu entdecken. Am schönsten sind dabei die Wege, wie das Neue auf mich trifft. Natürlich geht es über einen Kanal wie diesen, der berichtend am Start ist, doch den größten Effekt hat der direkte Liveeindruck. Blush Always sah ich vor einigen Wochen als Support von My Ugly Clementine in Bremen und der Auftritt hat mich richtig gut mitgerissen! So viel Energie, Spielfreude und Sympathie! Ich war direkt beeindruckt und froh, dass es schon im September ein neues Album geben wird. An Ode To? wird es heißen und wieder zeigen, wie kraftvoll Gitarren klingen können und wie gut Texte geschrieben werden. Die erste Single My Mum‘s Birthday ist schon draußen und stellt viele gute Fragen. Natürlich es gut und sehr nützlich, wenn man sich um sich selbst sorgt und für sich da ist. Doch es kann auch passieren, dass dadurch andere wichtige Dinge oder Termine wie der Geburtstag der eigenen Mama vergessen werden. Die Mitte treffen - viel einfacher geschrieben, als es wirklich ist.
13.07.2024 Wohnste, Für Hilde Festival 19.07.2024 Darmstadt, Bedroomdisco 20.07.2024 Köln, Neue Wellen - Odonien 02.08.2024 Elend bei Sorge, Rocken am Brocken 03.08.2024 Frankfurt, MÄD MÄM Fest 06.09.2024 Hamburg, Molotow 07.09.2024 Leipzig, Neues Schauspiel
Madsen
(Ms) Das soll echt knapp zwanzig Jahre her sein?! Wie krass ist das denn bitte?! Ja, am 30. Mai 2005 erschien das nach der Band betitelte erste Album und Sebastian Madsen schrie es aus voller Kehle in die Welt hinaus. Ich war gerade mal 14 Jahre alt, aber die Musik der Wendländer hat mich schnell in den jugendlichen Bann gerissen. Schnell sah ich sie viele Male live und habe die für mich neue Energie auf der Bühne sehr genossen, war beeindruckt! Im Laufe der Zeit habe ich die Band ein wenig aus den Augen verloren, acht weitere Alben kamen hinzu - nicht schlecht! Madsen haben sich in den Jahren einen richtig guten Namen ersungen und erspielt und sind ein fester Bestandteil der Musiklandschaft geworden. Solch Geburtstage müssen aber gefeiert werden, und das tut die Band im November, wenn sie eine erstaunliche Auswahl an Städten bespielt und dort ihren Erstling in voller Länge darbieten werden. Obendrauf wird die Platte am 1. November auf Vinyl wieder veröffentlicht, die den Bonustrack Heute Nacht! beinhaltet, der auch das Motto der Tour sein wird. Ich hab Bock auf die Zeitreise!
01.11. Rostock, MAU Club 02.11. Osnabrück, Die Botschaft 08.11. Bremen, Pier 2 09.11. Ilmenau, Festhalle 12.11. Erlangen, E-Werk 13.11. Lindau, Club Vaudeville
Oehl
(Ms) Ja, ich bin Fan. Ich gebe es gerne zu. Und das ist sogar ein richtig gutes Gefühl. Seit Wolken einst durch meine Kopfhörer rauschten, bin ich gefesselt von Oehl. Diese poetische Art des Songwritings sucht meines Erachtens hierzulande seinesgleichen. So sanft, so bestimmt, so schwebend und gut durchdacht. Er schreibt Lieder, die aus dem Herzen kommen, aus dem ganz unmittelbar Erlebten. Dabei wird er immer persönlicher in seinen Texten. Der neuste Streich heißt Wohnzimmerlandschaft und ist ein ganz zarter Track, der ein Wohlgefühl und ein sicheres, schönes Zuhause für seine Kinder sein soll. Das dazugehörige Video ist erneut ein tolles, kleines Kunstwerk geworden. Kommende Woche erscheint seine neue EP, die Tom heißt und endlich wieder frische Oehl-Songs liefert. Dazu gesellte sich die frohe Kunde, dass er Ende des Monats beim Watt En Schlick in Dangast auftreten wird - riesige Vorfreude aufs Tanzen am Strand zu diesen wundervollen Liedern!
Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen
(Ms) Ich finde das richtig gut. Also nicht nur textlich und musikalisch. Sondern auch von der Veröffentlichungsvorgehensweise. Einfach mal wieder ein tolles Lied geschrieben und der Öffentlichkeit darbieten ohne dass es direkt ein Album geben muss oder dergleichen. Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen haben es dieser Tage wieder gemacht: Ich Geh Lieber Allein ist draußen und ist eine herrliche Entgegnung auf You‘ll Never Walk Alone und ganz ohne Fußballbezug. Das Thema „Alleine irgendwo hingehen oder sein“ auf Partys beispielsweise ist seit jeher ein wichtiges Thema der Band und hier wieder sehr gut dargeboten. Ich bin erneut beeindruckt, wie scheinbar leichtfertig es Carsten Friedrichs und Co es schaffen schmunzelige Zeilen und schwungvolle Musik zusammenzubringen. Tanzt jemand mit? Oder lieber allein?
PeterLicht
(Ms) „Hier ist eine Käseplatte, die reicht ihr jetzt einmal durch alle Reihen und wenn sie leer ist, knallt der letzte sie einfach an die Wand.“ Wahrscheinlich war es im Oktober 2008, als PeterLicht das in der Lagerhalle in Osnabrück dem Publikum verkündete. Bis dahin zeigte er öffentlich kein Gesicht, war noch ein lyrisches Phantom. Das hat sich in der Zwischenzeit geändert, mittlerweile weiß man einigermaßen, wer er ist, zumindest optisch. Seitdem sind ein paar Alben und poetische Zeilen hinzugekommen, Bücher und Theaterstücke. Nun kommt er wieder selbst auf die Bühnen mit frischen Liedern und einem brandneuen Album. Alles Klar heißt die Scheibe, die am 4. Oktober bei Tapete Records erscheinen wird. 9 Stücke wird es enthalten und allem Anschein nach sollen sie persönlicher sein als zuvor, vielleicht ein bisschen weniger kryptisch und vertrackt. Die Realität mit all seinen Herausforderungen scheint auch an der Kunstfigur PeterLicht und dem wahren Menschen dahinter kein Halt gemacht zu haben. Ich Seh Den Horizont heißt die erste Single und sehr sanft. Es ist eine kleine Einladung, den Horror hinter sich zu lassen und zu träumen. Ja, es steckt sogar ein kleines Liebeslied darin, eine kleine Flucht aus dem Hier und Jetzt, eine Pause von der Überforderung. Am Ende sind sogar Bläser zu hören, wunderschön! Selten war ein PeterLicht-Song so klar (hehe) und rein und konkret. Das schraubt die Neugier auf das neue Album weiter und ich freue mich riesig drauf, auch auf den Tourhalt in Bremen!
(sb) Ja, das Konzert ist schon wieder knapp eine Woche her,
aber Ihr kennt das ja sicher, wenn Euch das Leben dazwischen kommt und Ihr Eure
Vorhaben tagtäglich verschiebt. Prokrastination at its best. Jetzt schaffe ich
es aber tatsächlich doch noch, Euch – zumindest kurz – vom Aufritt von Fjørt
beim Poolbar-Festival in Feldkirch am 06.07. zu berichten.
„Kurz“ ist dabei eine wichtige Vokabel, denn recht viel
länger als eine Stunde stand das Trio aus der Kaiserstadt Aachen in Vorarlberg
nicht auf der Bühne, auf die geforderte Zugabe wartete das Publikum ebenso
vergeblich. Wirklich schade, aber tatsächlich auch der einzige Kritikpunkt,
denn ansonsten war der Abend legendär und Fjørt in Topform.
Es war ein regnerischer und stürmischer Tag im Westen
Österreichs, die gut einstündige Anfahrt mutierte zum Werbevideo für
Aquaplaning und auch das für den frühen Abend geplante Konzert wurde kurzerhand
von der Freiluftbühne in die Halle im Obergeschoss verlegt. Das alles war
jedoch relativ egal, denn ich war je wegen Fjørt angereist und nach
einem späten Espresso wurde um 22 Uhr das Alte Hallenbad geentert. Ich sag es
immer wieder: Was für eine geile Location!
Denn das Alte Hallenbad heißt nicht so, sondern ist es
tatsächlich auch. Die Bühne befindet sich mehr oder weniger am Beckenrand, die
Zuschauer entern per Treppe das ehemalige Schwimmbecken oder stellen sich halt
außenrum hin, um das Treiben auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu
verfolgen.
Um Punkt 22.30 Uhr ertönten die ersten Fjørt-Klänge
aus den Boxen, von der ersten Sekunde an zogen Chris Hell (Gesang &
Gitarre), David Frings (Gesang & Bass) und Frank Schophaus (Drums) das Publikum
in ihren Bann. Es war laut, es war brachial, es war brutal. Was für eine
ungemeine Intensität!
Ältere Tracks wie Raison fanden ebenso ihren Weg ins Set
wie Feivel, Fernost, Bonheur oder Kolt vom aktuellen Album Nichts. Auch der neueste
Track Puls, veröffentlicht als einseitig bespielte Vinyl, wurde zum Besten
gegeben und wurde frenetisch gefeiert. Grandios, wie gut sich die Stimmen von
Hell und Frings ergänzen, unfassbar, welche Power Schophaus auf sein Schlagzeug
überträgt – der Sound im Alten Hallenbad war grandios und transportierte die
Gefühle perfekt von der Bühne auf die Zuhörer.
Einen Merch-Stand suchte man nach dem Konzert leider
vergebens. Ich bin mir sicher, da hätten reichlich Shirts und Tonträger den
Besitzer gewechselt. In diesem Sinne: Kommt bald wieder in Richtung Bodensee
und bringt was mit!