Freitag, 3. Mai 2024

KW 18, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Sb/ms) Die traurigen Nachrichten aus dem gesellschaftlichen Leben kommen ja in der Tagesschau-App immer weit hinten. In dieser Woche hat mich eine Todesnachricht dort tatsächlich innehalten lassen. Die meisten Menschen aus dem Kulturleben, die dort auftauchen, kenne ich gar nicht. Aber bei Paul Auster musste ich mal eben den Kaffee wieder hinstellen. Denn seine Bücher habe ich wirklich gerne gelesen. Ich kann gar nicht mal genau sagen, worin der Zauber seines Schaffens liegt. Die Art, wie er seine Geschichten schreibt und seine Protagonisten mit Leben füllt wahrscheinlich. Und so denke ich bei Paul Auster gar nicht als erstes an die New York-Triologie, sondern an 4 3 2 1. Das ist wirklich ein beeindruckendes Werk, nicht nur wegen seines Umfangs. Sondern vor allem, weil es aufzeigt, von welch äußeren Umständen unser Leben beeinflusst wird, gegen die wir nichts tun können. Manche treiben uns auf die größten Wogen, die anderen begraben uns unter sich. Und wir treiben irgendwie mittendrin und sind dem ausgeliefert. Genauso wie Auster einer Krebserkrankung. Leb wohl, wo immer du auch gerade bist und schreib uns doch von da aus noch ein paar Geschichten…

MOHN
(Ms) Einfach mal sagen, wie es ist: Mit guter deutschsprachiger Musik sich ein wenig Boden in der Musiklandschaft zu ergattern, ist sicherlich eine irre Herausforderung. Im Rap oder Pop weniger ein Problem, da dort (ja, alles Vorurteil) wesentlich weniger genau hingehört wird. Aber es geht ja auch um Substanz und Geschichten, die erzählt werden. Da meldet sich nun die Band MOHN an. Guter Name, oder? Das Wort klingt einfach so schön weich, ich möchte mich da rein legen. Genauso möchte ich auch Platz nehmen in dem tollen Klang ihrer EP Pergola, die am Mittwoch erschienen ist. Vier Stücke, die gut zwanzig Minuten Spielzeit haben und mich ganz sanft mitnehmen. Das liegt zum Einen an dem tollen Gesang, zum Anderen an der mäandernden Musik, die mich in einen Sog führt und dann mit Texten, die haften bleiben können. Mal gesprochen, mal gesungen. In meinen Ohren gar nicht bedeutungsschwanger und melancholisch, sondern ganz rein und präzise. Ich glaube, das kann noch richtig gut werden…


Andreas Liebert
(Ms) Wie viele Lieder gibt es wohl über das Ende einer Liebe? Wie viele gute Wünsche wurden wohl schon in Versform dem ehemaligen Partner hinterhergesungen? Wie viel Wut, Enttäuschung, Leere, Hoffnungslosigkeit steckt wohl schon in Musik? Müßig, da anfangen wollen zu zählen. Aber warum ist es immer wieder so bedrückend schön auch das Nächste zu hören? Ich glaube, der Grund ist ganz leicht gefunden: Weil wir es alle kennen. Das Ende einer Liebe ist ein so großes Thema, das nie aufhört, spannend und traurig zu bleiben. So geht es auch zu auf den Liedern von Andreas Liebert. Stücke wie Duburg oder das griffige Hotel Scheisse zeigen genau das auf. Ja, es ist alles bitter und übel. Und das braucht ganz dringend einen Kanal, weil es ja sonst kaum auszuhalten ist. Mit dieser sehr direkten Art des Songwritings schafft der Norddeutsche es, wenig Anlaufzeit zu generieren, wenn seine Musik erklingt:


Mädness & Yassin
(Ms) Mal dominiert ja ein Genre oder Künstler für eine Phase des Musikhörens. Anderes gerät dann logischerweise in den Hintergrund. Eine Phase dehnt sich momentan bei mir immer weiter aus. Rap findet derzeit so gut wie gar nicht statt. Weder Fatoni noch Juse Ju noch WTG noch Pöbel MC noch Neonschwarz. Auch Mädness und Yassin tauchen da nicht auf. Dabei gibt es heute so einen unendlich guten Grund dafür: Sie machen ein Album zusammen! Insbesondere auf neue Musik von Mädness freue ich mich richtig, weil Mäd Love einfach überragend ist!!! Doch Oke Oke, die erste Single von ISSO lässt zwar aufgrund des netten Beats den Kopf nicken, aber mehr halt auch nicht. Textlich absolut lahm und nichtssagend, richtig schade, weil es ja zwei so starke Rapper sind. Da lässt sich nur hoffen, dass das Album kein Flop ist und es noch ein paar Hoffnungsschimmer darauf gibt.


Justice
(Ms) Vor ein paar Wochen habe ich gelernt, dass es das Genre French House gibt, das die ganze geile Elektromukke umfasst, die aus Frankreich kommt. Aber House ist in meinen Ohren eher sowas gemütliches mit weniger Wumms. Warum also Justice auch darunter fallen, weiß ich nicht. Jedenfalls hat das Duo nach einigen Jahren Stille ein neues Album veröffentlicht, Hyperdrama kam letzte Woche raus und ist durchaus überraschend. Denn auch nach mehrmaligem Anhören finde ich die Platte erstaunlich lahm. Für mich ist Justice die Definition von basslastiger Ekstase aber mit Melodie. Insbesondere die Stücke mit Tame Impala sind unfassbar öde. Hier und da klingt ein wenig fetziger Disco-Sound durch, doch die meisten Stücke plätschern so vor sich hin. Natürlich gibt es auch ein paar ordentliche Justice-Kracher. Beispielsweise ballern Explorer, Ingocnito und insbesondere Generator nach ganz alter Manier. Ja, vielleicht ist genau das das Problem, das ich mit diesem Album habe. Ich erwarte einen Klang, den es von der Band schon gibt und kann einfach mit dem nächsten Schritt, den sie auf diesem Album gegangen sind, nichts anfangen.


König Boris
(Ms) Ja? Nein? Jein?! Diese drei magischen Brote-Worte rattern mir beim Hören des neuen König Boris-Albums ständig durchs Gehirn. Nicht aus Nostalgie. Sondern vor einer ständigen Abwägung, ob der aktuelle Track denn gerade genial oder Schrott ist. Disneyland After Dark heißt die Platte, die seit einer Woche draußen ist und ist eine Hommage an Hamburg, alte Lady! Lieder wie Auf dem Balkon, Lieferservice oder Alle Wach ist echt derber Oberschrott. Da lasse ich auch keine Verhandlungen zu. Und dann sind dann wieder so, so starke Tracks drauf. Bunker ist bitter und vielleicht ist genau das die größte Stärke, die König Boris textlich abliefern kann. Die Abhäng-Songs sind irgendwie nichts. Aber wenn es an die Grundfesten des menschlichen Miteinander geht, wird es spannend. Elefantenhaus ist auch eine super Geschichte, insbesondere durch das Feature von Heinz Strunk! Die gesamte Platte wird aber überschattet von der ersten Single Zuhause Angekommen! Noch nie habe ich deutschsprachige Musik gehört, die derart nah an The Streets ist, ohne auch nur annähernd Mike Skinner imitieren zu wollen, das ist ganz, ganz stark! Hier ist also ein Album draußen, das ein großes Auf und Ab ist. Im Endeffekt also Jein.


Einerbande vs Peter Muffin
(Ms) Alles ist im Kasten. Die Lieder sind abgemischt, der Sound stimmt, alle Stimmen und Instrumente sitzen und man verlässt den Proberaum. Aber zwei bleiben dort. Denn sie haben noch ein paar Ideen und umso mehr Bock noch ein wenig zu spielen. Die beiden sind Thomas Götz von den Beatsteaks und Julian Knoth von Die Nerven. Also nochmal ran ans Schlagzeug, an den Bass, die Gitarre, die Sythies und Mikrophone und nochmal zwei Lieder aufnehmen. Götz nennt sich kurzerhand Einerbande und Knoth Peter Muffin, fertig ist die Band. Die beiden Tracks heißen Ereignis und Es Ist Einfacher und kommen in einem richtig geilen, packenden NDW-Krautrock-Punk-Sound daher. Insbesondere der Bass knallt auf den beiden Stücken richtig gut, der Klang ist sogar ein bisschen wichtiger als der Text, der knapp aber prägnant ausfällt. Zu beiden Tracks gibt‘s obendrauf noch Mixe von Andi Thoma (Mouse On Mars) und Schleifi/Braue also known as Jan Brauer und DJ Schleifstein.
Hier kommt heute also eine richtig satte Maxi-Platte, die viel Wucht aber noch viel mehr Bock am Musizieren in sich trägt! 

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