(Sb/ms) Einige der Bücher, die zuletzt im Regal gelandet sind, haben mich ganz schön runtergezogen. Matthias Brandts Blackbird war sehr schön, aber auch sehr tragisch. Olga Grjasnowas Gott Ist Nicht Schüchtern ist unglaublich spannend, aber auch unfassbar traurig und bedrückend. Joël Dickers Die Letzten Tage Unserer Väter ist auch sehr spannend und richtig interessant, aber auch bitter und traurig. Heinz Strunks Ein Sommer In Niendorf ist wenig humorvoll, dafür eine große Spirale des Abgrunds. Dave Eggers‘ Die Parade eine pfiffige Parabel, an der am Ende aber auch komplett der Garaus gemacht wird. Dann hatte ich echt genug. Diese ganzen in sich ja literarisch tollen Geschichten haben mich ganz schön runter gezogen. Etwas Gutes musste her. Eine gute Erzählung, vielleicht sogar humorvoll und irgendwie spitzfindig ohne aufdringlich zu sein. Weihnachten und die sehr gute Nase der Schenkenden sei Dank ist genau das eingetreten: Momentan lese ich Echtzeitalter von Tonio Schachinger. Es brauchte nur ein, zwei Kapitel und ich wusste sofort: DAS IST ES! Im Eiltempo verschlinge ich dieses außergewöhnliche Werk, das sowohl sehr modern, aber auch herrlich antiquiert ist, da es unterschiedliche Welten aufeinander prallen lässt. Gaming und Internat. Und das in einer Sprache, die ich so noch nie erlebt habe. So fein, so humorvoll, so gut gewählt, so treffend und mitreißend! Höchstens bei Joachim Meyerhoff habe ich so etwas erleben dürfen. Was für ein großes Glück. Dieses Buch sei jedem Menschen empfohlen!
Sleater-Kinney
(Ms) Das beste daran, eine Band vor dem ersten Hören nicht gekannt zu haben - also auch nichts drüber gelesen, keine Eindrücke, Meinungen, Vorurteile - ist, sehr unbedarft an diese Musik heranzugehen. Heutiges Beispiel: Sleater-Kinney, die kommende Woche ihre neue Platte Little Rope veröffentlichen. Ich las den Pressetext, der mich neugierig gemacht hat. Denn das ist ja das Seltsame an Kunst: Wenn über furchtbare Ereignisse gesungen wird, wird es musikalisch und textlich oft ganz interessant. Die Not, die Willkür, die absolute Tragik, der Punkt ganz weit unten aus der Verzweiflung, er muss einen Grad der Kreativität freisetzen, der woanders kaum zu erlangen ist. So mal meine etwas steile These. Carrie Brownstein musste vor einigen Monaten den furchtbaren Anruf annehmen, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass ihre Mutter und ihr Stiefvater bei einem Autounfall ums Leben kamen. Bäm! Alles aus. Alles auf null. Alles schwarz. Alles weiß. Abgrund. Verdauen, damit klar kommen. Mit den ganzen Krisen, die das Leben bereit hält. Das ist das Fundament dieses Albums. Heftig, aber auch kraftfreisetzend! Allein Hell ist ein irrer Track, bei dem Strophe und Refrain herrlich entgegengesetzt sind. Herrlich, wenn es so kracht. Und dann las ich erst, dass es die Band schon seit über dreißig Jahren gibt. Jetzt weiß ich, dass diese beiden Damen allerhand Power haben:
néander
(Ms) Liest man dieses Vorhaben, klingt es völlig schräg. Ist es auch ein wenig. Denn die Gruppe néander aus Berlin macht eigentlich sehr, sehr wuchtigen Metal. Vollkommen instrumental, was natürlich die große Chance birgt, dass dazu im eigenen Kopf große Bilder entstehen können. In ihrer ganzen Schwere ist diese Musik sehr, sehr angenehm. Langsam und kraftvoll. Kurz vor Weihnachten hat das Quartett eine neue EP veröffentlicht. Nun das Vorhaben: Vier ihrer Songs haben sie akustisch aufgenommen! Akustischer Metal? Ist das nicht die Definition von ‚den Stecker ziehen‘. Ist dann nicht alles futsch? Ist der Spaß dann nicht da Acta gelegt? Hört man nun diese Stücke auf ir, muss man schnell festhalten: Nein, ganz und gar nicht. Nur nach Metal klingt das halt gar nicht mehr. Das düstere Gewandt ist noch da, wirkt auch ganz hervorragend, aber die Wucht fehlt. Es ist eher eine verrückte Art des Country oder eine langsame Version von Mittelalterrock. Aber beides auch nicht so ganz. Am besten, man dreht es einmal auf:
Beirut
(Ms) Schaue ich mir die Alben des letzten Jahres an, die hier keine Erwähnung gefunden haben, aber dennoch daheim liefen, komme ich um Beirut nicht herum. Wobei es sich bei dem neuen Album Hadsel etwas anders verhält als bei anderen Werken. Denn im Grunde genommen gibt mir die Platte gar nicht so viel. Zugegebenermaßen kannte ich Beirut auch vorher nur vom Namen her und, dass er mit Judith Holofernes befreundet ist. Also hatte ich keine Erwartungen. Dann spielte ich das Album an und war direkt komplett ergriffen! Dieser Opener, der genauso wie die gesamte Platte heißt, haut mich bis heute vom Hocker! Dezent sakrale Musik, Töne der Erhabenheit, des Heils, des Trosts, der puren Schönheit packen mich immer und immer wieder. Es ist ein einfaches, aber sehr gutes Rezept. Dieses Lied ist umwerfend. Vor allem durch die kraftvolle Orgel, die er in Hadsel spielen durfte. Der Name der Platte ist der Name des norwegischen Ortes, wo er für zwei Monate blieb, um diese Lieder zu schreiben. Das erste Mal hat Zach Condon Orgel für seine Musik gespielt und dann direkt so etwas! Hui! Als dann noch die Trompete einsetzt, bin ich stehend k.o. Was er dazu singt, ist mir gänzlich egal, aber diese Musik ist ein warmes Kissen, auf das ich mich legen möchte!
Mine
(Ms) Der Titel knipst direkt alles an und ich gehe davon aus, das ich nicht der einzige bin, der dabei an EinsZwo denken muss. Danke Gut ist die nächste Single, die Mine von ihrem neuen Album Baum veröffentlicht, das in drei Wochen erscheinen wird. Auf der Haben-Seite steht in jedem Fall, dass Mine immer für eine Überraschung gut ist. Das ist dabei nicht mal das Feature mit Mauli, das mich auch überhaupt nicht packt. Generell: Der Song an sich ist ganz nett, doch er holt mich nicht so Minemäßig ab. Doch ein paar wirklich geniale Kniffe hat er alle Male. Und das ist das fantastische Intro, von dem ich mir erhofft habe, dass es das ganze Lied dominieren wird. Zum Anderen ist es das Video, das die wunderbare Doppeldeutigkeit von ‚es trifft mich‘ aufgreift. Noch mal zum Text: Irgendwie macht er betroffen, wenn sie davon singt, dass Menschen sich gezielt am wundesten Punkt weh tun. Mit voller Absicht mitten ins Herz, sodass man sofort in die Knie geht. Das ist bitter. Richtig hart. Genau das, dieser brutale Gedanke ist dann doch die große Stärke dieses Liedes.
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