Freitag, 21. Juli 2023

KW 29, 2023: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.Wikipedia.org
(Sb/ms) Verwirrung. Vermutlich beschreibt dieses Wort am besten mein Gefühl, als ich am Mittwoch auf dem Markt stand und Käse holte. Mit der Verkäuferin befand ich mich im Gespräch, als mich von schräg hinten links jemand versucht hat anzusprechen. Doch waren es keine Worte, die auf mich eindrangen, sondern eher eine Art stöhnendes Geräusch. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Es fühlte sich seltsam, ungewohnt an. Alle Vorurteile bretterten auf mich ein und ich dachte: Oh, da scheint jemand zu sein, der in seinen Fähigkeiten eingeschränkt ist und will was von mir, keine Lust auf die Begegnung. Man, wie falsch kann man liegen?! Ich Oberdepp! Natürlich drehte ich mich dann um. Dort stand ein älterer Mann, der mich nur darauf hinwies, dass mir etwas aus dem Rucksack gefallen ist. Wie unendlich nett von ihm. Wie unendlich dämlich von mir.

Adam Angst
(Ms) Dass es ein zweites Adam Angst-Album gab, war ja schon eine ziemlich große Überraschung. Es sah ein wenig danach aus, als ob Felix Schönfuss schon wieder ‚nur‘ ein Album mit einer Band schafft wie mit Frau Potz. Doch das ist nun noch länger her als je gedacht. Denn es wird ein drittes Angst-Album geben. Yeah! Meine Freude für Felix Schönfuss ist enorm, weil es so unglaublich stark zu spüren ist, wie viel Energie in diese Band steckt. Es ist in den Texten, der Dynamik der Lieder und den Auftritten deutlich zu erkennen! TWIST heißt die Platte, die am 17. November beim Grand Hotel van Cleef erscheinen wird. Man darf sich auf knallharten Punkrock mit ausgewiesen politischen Texten einstellen, die der Gegenwart auf dem Zahn fühlen und sie zum Knirschen bringen! Umso besser, dass die erste Single, die es seit heute zu hören gibt, genau das Gegenteil ist. Kein Punk. Kein Rock. Aber ein Klavier, dass sich Felix Schönfuss in Corona-Monaten selbst zu spielen beibrachte. Hut ab! Die Lösung Für Deine Probleme wurde 2021 geschrieben als vermeintlicher Abgesang auf die AfD. Irgendwie musste ja mal abzusehen sein, dass diese rechtsextreme Partei so langsam durchschaut ist und ihre Lügen und Provokationen und Nichtlösungen für all die Aufstände ins Leere führen. Zwei Jahre später schauen wie nach Sonneberg und kriegen erneut das Kotzen! Leider aktueller als gehofft, dieser Track! Doch hey… freuen wir uns mal eben noch ausführlich, dass es ein neues Adam Angst-Album geben wird. Was für ein Feiertag!


Yum Yum Club
(Ms) Ist das hier Mariachi-Punk? Oder Salsa-Artrock? Oder ist es brachialer Jazz, weil es vollkommene Freiheit ist?! Puh, alles schwer zu sagen und zu beschreiben, was Yum Yum Club so macht. In erster Linie machen sie Druck. Knallender Druck voller Spannung und ohne Grenzen. Was ist also zu hören, wenn die Knoth-Brüder Philipp und Julian (Karies, Die Nerven) auf jemanden wie Paul Abbrecht stoßen, der fast jedes Instrument beherrscht?! Es ist ein wildes Gerangel, bei dem es keine Regeln gibt. Die ersten Takte ihres Albums Full HD, das Ende des Monats erscheint, sind die beste Vorbereitung auf das, was danach kommt. 12 Songs, die mal extrem grooven und dann wieder komplett ausbrechen. Es entsteht der Eindruck, dass die Musiker sich zwei, drei Stunden ins Studio aufgeschlossen hätten und das Best Of davon zusammen geschnitten haben. Doch für ein Zufallsprodukt ist das hier viel zu ausgeklügelt. Ja, es steckt ein Plan hinter dieser Wildheit. Manche Zeilen wiederholen sich immer, genau wie die Basslinie. Anderes bleibt einzigartig wie der 45-sekündige Track Der Hund Sieht Aus Wie Ein Schal. Heißt also auch: Bitte nicht alles ernst nehmen, was einem hier um die Ohren scheppert! Also: Lasst das Geschepper beginnen!


DJ Koze
(Ms) Als Laie über elektronische Musik zu schreiben, ist sehr heikel. Denn erst so langsam bin ich dabei, dieses Genre überhaupt zu verstehen. Das Eine ist die große Tanzbarkeit. Das Andere ist die Trance. Der schöne Schwebezustand, der viel zu leicht mit Loungemusik zu verwechseln ist. Auf den Trichter kam ich über Krautrock. Das hilft mir sehr, DJ Koze zu verstehen und mich in den Klängen fallen zu lassen. Die Wiederholung ist ja das maßgebliche Element (solcher Art) elektronischer Musik. Heißt für mich: Drauf einlassen, einzutauchen. Seine Musik ist recht einfach aufgebaut und daher sehr klar und bestimmt auch vorhersehbar. Umso besser. Das macht den Genuss ja einfacher. Ende des Monats erscheint seine Wespennest EP mit zwei Tracks. Der eine heißt wie die EP, Sophia Kennedy singt beziehungsweise spricht darauf. Sprache und Beat kombiniert geht hier unsagbar gut auf. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber es packt mich auf einer ganz tiefen Ebene und zieht mich mit. Dieser Track ist eine grandiose, achtminütige Reise! Dazu gesellt sich Candidasa, ein Song, für dessen Komposition er sich bewusst sanften Droge aussetzte. Es sind ‚nur‘ zwei Stücke. Doch die beiden haben eine irre Kraft! Mein Laientipp: Lasst euch drauf ein!

Mittwoch, 19. Juli 2023

Die luserlounge selektiert zwischendurch!

Quelle: de.Wikipedia.org, Luc Viatour
(Sb/ms) Als Kind stand ich gerne mal vor den Zeitschriftenregalen im Supermarkt und habe einfach nur so geguckt. Beispielsweise was es als Alternativen zum Mickey Mouse-Heft gibt. Dort lagen dann größere Formate und reißerische Überschriften. Baue deinen eigenen Panzer. Das wird dein eigenes Segelschiff. Oder sowas. Die haben auch TV-Werbung gemacht. Da war das erste Teil immer schön günstig und danach schön teuer und sicher musste man bis zum fertigen Schiff 100 Hefte kaufen. Worauf ich hinaus will: Modellbau ist eine seltsame Sache. Ich hatte nie Berührungspunkte damit. Bis Samstag. Wir saßen entspannt am See, tranken ein Bier und dann kam ein Pärchen zum Ufer. Sie mit Boot, er mit Fernsteuerung. Und dann haben sie ihren Flitzer aufs Wasser gesetzt. Holla, die Waldfee! Da war aber Power drin, der konnte richtig schnell düsen. Das habe ich nicht kommen sehen. Und finde es irgendwie cool, dass es Menschen gibt, die so eine irre Passion haben, das zusammen zu basteln! Ahoi!


Captain Planet
(Ms) Vor fünf, sechs Jahren war meine Passion zu Punkrock noch nicht so ausgeprägt. Zum Glück aber bei einem Freund von mir. Er zog uns eines Abends durch die Straßen Münsters, da er so sehr wollte, dass wir alle Captain Planet sehen. Da standen wir nun vor dem Laden und kamen nicht rein. Es war derart voll, dass die Abendkasse auch den Geist aufgegeben hat. Enttäuschung. Frust. Bier. Aber den Versuch nicht außer Acht gelassen, es später noch mal zu probieren. Man weiß ja nie. Tatsächlich sind wir rein gekommen, es war locker 50° warm und die Stimmung ausgezeichnet. Nun, fünf, sechs Jahre später höre ich wieder Captain Planet, denn sie kündigen ein neues Album an. Das letzte kam vor jenem Abend raus. Long time ago also… Come On, Cat heißt die Platte und erscheint am 8. September bei Zeitstrafe. Schneller Punkrock mit guten, deutschen Texten, die klar sind und ins Mark gehen. Mit Neujahr ist der erste Song zu hören und er macht Bock auf Anfang September und die Tour, die folgt. Den Vorverkauf zu nutzen ist schlau. Ich spreche aus Erfahrung… 

30.09.23 Hannover, Béi Chéz Heinz
01.10.23 Berlin, Frannz Club
02.10.23 Dresden, Chemiefabrik
13.10.23 Kiel, Hansa 48
14.10.23 Münster, Gleis 22
15.10.23 Köln, Artheater
16.10.23 Darmstadt, Oetinger Villa
17.10.23 Karlsruhe, P8
18.10.23 Nürnberg, Desi
01.12.23 Wolfsburg, Sauna-Klub
02.12.23 Leipzig, Conne Island
15.12.23 Hamburg, Hafenklang
16.12.23 Hamburg, Hafenklang
04.01.24 Bremen, Tower
05.01.24 Dortmund, FZW
06.01.24 Göttingen, Musa


Schwarz
(Ms) Melancholie, du kriegst mich nie klein. Ja, Gisbert zu Knyphausen, das ist und bleibt ein guter Leitsatz. Die gute, alte Melancholie. Ich hoffe, dass sie bei mir ihre besten Jahre bereits hinter sich hat. Es gibt ja auch Stimmen, die so ein Gefühl in sich tragen können. 2006 war ich auf einer Freizeit und hatte tierisch Liebeskummer. Daher habe ich lang, viel und laut Voltaire gehört. Da mir die Stimme von Roland Meyer de Voltaire viel Trost geschenkt hat. Viele Jahre später höre ich ein ähnliches Timbre darin. Nun in seinem Solo-Projekt Schwarz mit dem er am 15. September sein neues Album Red Pill veröffentlicht. Das wunderbar traurige Gefühl erstreckt sich in der Single A Crack Of Light, das seit ein paar Tagen zu hören ist. Es packt mich zwar nicht so sehr, aber ich finde es toll, dass neben den elektronischen Elementen die Gitarre (wieder) einen prominenten Platz in seinem Schaffen eingenommen hat. Das macht Lust auf das neue Album. Danach ist eh Herbst, Zeit für Melancholie also…


Tristesse
(Ms) Das Wort „Sommerhit“ ist wirklich furchtbar. Also nicht das Wort an sich, sondern all das, was damit verbunden ist. Als Kind standen wir auf dem Schulhof und haben alle zusammen Macarena getanzt. Tanzen und Musik im Sommer scheinen zusammen zu hängen. Dass das auch daneben gehen kann, hat Olli Schulz leider bewiesen. Doch es gibt auch Sommerlieder, die viel tiefer gehen, viel melodiöser sind, angenehmer, zu denen sich besser träumen lässt und zu denen wir bloß nicht zusammen draußen tanzen. Also zumindest nicht als Choreografie. Paradies von der Band Tristesse ist genau das Lied, dass das alles zusammenfasst. Es erklingen schön verzerrte Gitarren in feinem Tempo und irgendwie macht mir das Lied gute Laune. Der Wunsch, der darin ertönt, tut gut: „Und sonst tut uns nichts mehr weh.“ Seit letzter Woche ist der Erstling der Band draußen, Die Sonne Ging Unter, Auch Ich Hatte Vergessen. Das Quintett aus Berlin bringt darauf alles mit, um sich einen starken Platz in der Musiklandschaft zu erspielen!


Fortuna Ehrenfeld
(Ms) Wenn drei, vier Zeilen den ganzen Menschen umhauen, dann reden wir von Fortuna Ehrenfeld. Ist halt echt so. Vielleicht habe ich sie eine Zeit lang zu viel gehört oder zu viel drüber nachgegrübelt oder sie zu häufig hintereinander live gesehen, aber irgendwie brauchte ich eine große Fortuna-Pause. Und ganz ehrlich: Als nun angekündigt wurde, dass es (schon wieder) eine neue Platte gibt, war das Übersättigungsgefühl schon fast am Limit. Fast. Bis zu den letzten Zeilen von Als Unsre Gegenwart Science-Fiction War: „Alles, was ich suchte / konnt ich in dir finden / Lass mich nochmal schaun / und dann lass mich erblinden“. Peng! Ich glaube, das wird nochmal was mit Fortuna und mir. Martin Bechler ist und bleibt ein großartiger Poet und Quatschkopf zugleich. Eine gefährliche Mischung, aber eine, die sehr gut funktioniert und der Band seit vielen Jahren Recht gibt! Die neue Platte heißt Glitzerschwein (na klar!) und erscheint am 8. September. Selbstredend gibt es dazu eine Tour. Oder… eigentlich ist diese Band immer unterwegs. Kaum ein paar Jahre am Start, spielen sie jetzt schon ihre Best-Ofs würde ich behaupten. Komm, Fortuna, zeig es mir nochmal!

04.08.2023 - HafenSounds Festival, Reutlingen
06.08.2023 - Weinturm Open Air, Bad Windsheim
10.08.2023 - Open Flair, Eschwege
11.08.2023 - Kultursommer, Wuppertal
16.08.2023 - adiAkusik Liedermacherfestival, Deutzen
25.08.2023 - Rock am Dom, Gelsenkirchen
13.09.2023 - Glow Up Cologne, Philarmonie Köln
06.10.2023 - Liedermacher Tage, Bergneustadt
28.09.2023 - Lido, Berlin
29.09.2023 - Kupfersaal, Leizpig
30.09.2023 - Beatpol, Dresden
12.10.2023 - TOWER Musikclub, Bremen
13.10.2023 - Knust, Hamburg
14.10.2023 - Musikzentrum, Hannover
15.10.2023 - Gloria, Köln
19.10.2023 - Z-Bau, Nürnberg
20.10.2023 - clubCANN, Stuttgart
21.10.2023 - Ampere, München
22.10.2023 - Brotfabrik, Frankfurt am Main
29.10.2023 - Gloria, Köln

Samstag, 8. Juli 2023

KW 27, 2023: Die luserlounge selektiert

Straßenschild des U.S. Highways 27
Quelle: de.Wikipedia.org

(Sb/ms) „Haben Sie einen Seitenschneider?“, fragte mich diese Woche der Elektriker. Puh, ich wusste nicht genau, was er von meinem eventuellen Frisierzeug wollte, aber ich musste leider verneinen. Im Zuge einiger großer Renovierungsarbeiten, die momentan anstehen, mache ich nicht nur Bekanntschaft mit allerhand neuen Fähigkeiten und wunderbaren, extrem Hilfsbereiten Menschen, sondern auch mit Namen für Werkzeuge. Beim Estrich-Anrühren fragte mich auch jemand nach einem bestimmten Teil und ich glaube, mein Gesichtsausdruck hat nicht nur verraten, dass ich mit handwerklichen Tätigkeiten sonst so gar nichts zu tun habe, und mein Job auch ein gänzlich anderer ist. Aber hey, so lernt man dazu. Ist ja nie verkehrt. Und tatsächlich war ein Seitenschneider vorhanden. Hätte er mir jedoch gesagt, dass das wie ne Zange ist, wäre doch alles klar gewesen, oder?

Talco
(Ms) Wenn das Banjo in den ersten Takten erklingt, ist schon ziemlich klar, wie die Bläser kurze Zeit später alles zum Beben bringen. Klar, die Rede ist von Talco aus Italien, die seit vielen, vielen Jahren kompromisslosen und extrem guten Ska-Punk zum Besten bringen. Für mich gehört dieses Genre seit jeher zum Sommer dazu. Es ist die ideale Tanzmusik und bei jedem Festival ein Muss und ein absoluter No-Brainer (Ja, schlimmes Wort, aber auch ein bisschen geil, oder?). Descarrila ist die neue Single aus ihrem aktuellen Album Videogame. Und es macht einfach nur Bock! Im Winter kann man dazu dann wieder in den Cubs tanzen und laut mitgrölen!

08.12 - Freiburg - Crash
15.12 - Potsdam - Waschhaus
16.12 - Oberhausen - Punk im Pott
19.01 - Chemnitz - AJZ
20.01 - Kiel - Die Pumpe


Erregung Öffentlicher Erregung
(Ms) „Dass man darüber in diesem Jahrzehnt noch sprechen muss.“ Es gibt zahlreiche Themen, zu denen dieser Satz passt. Na klar, das stimmt schon irgendwie, ist aber oft nur ein Traumdenken. Ich glaube, dass die Gesellschaft weniger emanzipiert ist, als viele es sich wünschen. Ich selbst würde mich auch als links bezeichnen, habe schon die Grünen gewählt, fahre Rad und esse kein Fleisch. Aber woanders sieht es halt so aus, wie immer schon. Und dieses ‚woanders‘ ist ganz schön groß. Konservative Geschlechterrollen sind dort das Status Quo und ein Auto immer noch ein Statussymbol. Das macht das Lied HBD von Erregung Öffentlicher Erregung nicht weniger gut. Denn darum geht es im Text. Über die immer gleichen Nase, Namen und Geschlechter in der Kunstszene. Woanders ist es auch so. Und Veränderungen in der Gesellschaft brauchen sehr, sehr lange Zeit. Aber nur nicht den Mut verlieren. Gerade bröckelt es doch an einigen Stellen, das ist zu spüren, oder? Daher schön laut gedreht, bitte! Und am 18. August erscheint ihr neues Album Speisekammes Des Weltendes.


Robert Kretzschmar
(Ms) Das Lied läuft. Und läuft. Und läuft. Und die ganze Zeit pocht es im Hinterkopf: Das kommt mir doch so bekannt vor, die Melodien und auch die Stimme ein wenig. Und das Lied läuft weiter und weiter und man kommt einfach nicht drauf. Manchmal müssen Tage vergehen oder man hat Glück und es sind nur ein paar Momente und der Schalter legt sich um. Robert Kretzschmar erinnert mich total an Why? Genau, mit dem Fragezeichen. Die leicht verschnörkelten Rhythmen und Melodien, leicht psychedelisch und in jedem Fall die markante Stimme. Alles in leiser Art wild. Und genau das mochte ich schon so sehr bei Why?, daher ist Robert Kretzschmers Musik schnell für gut befunden. Doch wer ist das eigentlich, der mich gerade mit Believe, das auf dem Album Homecoming sein wird, so überrascht? Er ist in erster Linie Drummer, den viele sicherlich von Kat Frankie oder Das Paradies kennen. Nun schnappt er sich noch mehr Instrumente, fängt an zu singen und es klingt einfach nur richtig gut. Auf die Platte (VÖ: 13. Oktober) freue ich mich richtig, das könnte echt toll und sehr fein werden, so wie das Arrangement auf diesem Track:


Hania Rani
(Ms) Musik ist Kunst. Das ist klar. Kunst hat immer viele Seiten, wie man sie betrachten kann. Ich mag es sehr, sie einfach wirken zu lassen. Ohne etwas zu denken. Einfach nur hören und dann die Musik ihre Wirkung entfalten lassen. Wenn es durch die Adern und Poren strömt, wenn der Herzschlag davon etwas mitbekommt. Wenn es lauter und leiser wird. Wenn Dynamiken spielen. Das ist die Seite des Staunens. Das ist die Seite, die vollkommen im Moment ist. Mehr braucht es nicht. Die Melodie und der Mensch, der sich dem hingibt. Und dann gibt es noch die andere Seite: Darüber schreiben. Genau die Momente, die so voller Wärme, Schönheit und Gefühl sind, die kann ich so schlecht in Worte fassen. Denn das hier beschriebene trifft vollkommen zu, wenn ich Dancing With Ghosts von Hania Rani höre. Es ist einfach nur schön. Purer Genuss. Diese sanfte, feine, zarte Klaviermelodie und die beinahe schon hingehauchten Worte, die durch das Lied strömen. Ganz unaufgeregt, ganz leise. Und dennoch sehr präsent. Das sind die Momente, wenn ich denke: Einfach nur noch hören, jedes Wort ist eines zu viel, denn es wird die Schönheit niemals treffen. Davon wird es dann am 6. Oktober noch mehr geben, denn dann erscheint das dritte Album Ghosts der Pianistin, die zunehmend mehr Instrumente in ihr Schaffen aufnimmt.


Anoushka Shankar
(Ms) Fremde Töne, ungewohnte Melodien, wenig Vertrautheit. Was macht man damit? Klar, Musik ist nicht dazu da, dass man sich zu irgendetwas zwingt, logisch. Musik soll in meinen Augen immer mit viel Genuss einher gehen. Es soll gut tun. Egal, um welches Thema es geht. Wenn es den Ohren und dem Geist gut tut, dann ist alles fein. Dann kann die Playtaste gedrückt werden. Bei ganz fremden Melodien tue ich mich schwer. Und das hat nichts mit fehlender Neugier oder so zu tun. Oder mit prinzipieller Ablehnung. Es ist halt ungewohnt. Die Sitar zum Beispiel. Eine dreisaitige Laute aus Indien. Ist mir erstmal fremd. Aber zum Glück siegt die Neugier. Und wenn Anoushka Shankar dieses Instrument so sanft und klar und andächtig spielt, bin ich dabei. Am 6. Oktober erscheint ihr neues Mini-Album Chapter I: Forever, for now. Und ich muss sagen, dass dieser Klang sehr beruhigend auf mich wirkt. Das hat echt nichts mit Bollywood-Kitsch zu tun. Das ist ganz wohlig, warm, umarmend. Es erscheint auf Leiter, dem Label von Niels Frahm. Die Ruhe und das schöne Mäandernde passt hervorragend!

Montag, 3. Juli 2023

Die luserlounge selektiert zwischendurch

Bundesautobahn 26
Quelle: de.Wikimedia.org

(Sb/ms) Wann sagt man es und wann lässt man es lieber bleiben? Und ist es Glück oder Diebstahl? Hier die kleine Geschichte: Letztens im Baumarkt gewesen und unter anderem Eimer gekauft. Da steckten so drei schwarze ineinander, als ich sie aufs Kassenband legte. Darin war noch anderer Kram. Davor und dahinter auch. Es wurde dann nur einer statt die drei eingescannt. Sie haben pro Stück 2,49€ gekostet. Ich habe nichts gesagt. Denn mein Gedanke war: Es sind ja schließlich nur zwei Eimer und dem Baumarkt entsteht dadurch kein großer Schaden. Aber wann hätte ich denn was gesagt?! Das ist die Frage, die sich nun im Anschluss bei mir stellt. Vielleicht im Baumarkt gar nicht, keine Ahnung. Dafür fehlt mir der emotionale Bezug zu diesem Ort. Auf dem Wochenmarkt bei meinem Lieblingskäseladen hätte ich wahrscheinlich anders reagiert. Alles ein bisschen irrational und kriminell, aber ich denke, sie würden es mir verzeihen. Aber hier ist erstmal tolle neue Musik:

Pete Gelée
(Ms) Der Bock auf den Sommer ist riesengroß! Zugegebenermaßen bin ich auch froh, dass es jetzt auch mal ein paar Tage etwas grauer und regnerischer war. Aber davor waren ja echt schon fünf, sechs Wochen Hochsommer. Logisch, dass die Musik dann auch ein wenig leichter ist und unbeschwert schwingen kann. Sie soll die lauen Abende noch kurzlebiger machen und eventuell den leichten Rausch verdichten. Mit Pour Les Nules haut uns Pete Gelée zusammen mit Ida Légère den passenden Track um die Ohren. Es ist die reine Lässigkeit, purer Sommer, völlig sorglos. Es sind Tage in T-Shirt und mit kalten Getränken und lieben Menschen. Die Zeit spielt keine Rolle, verfliegt irgendwo und das Glück pocht aus allen Poren. Ein bisschen 80er, perfekt! Bei dem Sound ist es kaum zu glauben, dass Pete Gelée sonst als Live-Drummer bei Waving The Guns mit auf der Bühne sitzt. Dann wiederum aber auch kein Wunder, dass seine kommende EP Skinny Dipping bei Audiolith erscheinen wird. Am 28. Juli kommen noch mehr erfrischende Melodien auf euch zu!



Lina Maly & Moritz Krämer
(Ms) Erwartungen und wie sie gebrochen werden. Das mag ich sehr. Heute geht es um die Erwartung an einen Titel. Also um die Assoziation, die die Worte erwecken und eine mögliche Vorstellung, was einen dann erwartet. Wir Drehen Uns Im Kreis heißt ein wunderbares kleines Lied, das Lina Maly und Moritz Krämer zusammen singen. Da dachte ich als erstes über schwierige Gespräche zwischen Menschen, die überhaupt nicht weiterkommen mit dem, was sie voneinander wollen. Vielleicht weil die Perspektive nicht die gleiche ist. Oder wegen eines blöden Missverständnisses. Ha! Darum geht es aber gar nicht. Es geht um was Schönes: Wie die Welt sich dreht, wie die Jahreszeiten sich ändern, wie aus weiß wieder grün wird und aus kurz wieder lang. Herrlich! Es ist fast ein Mitsinglied, so fein und lieb klingt es daher. Das Stück ist auf Lina Malys kommender EP HUSH HUSH / HAMBURG II, die am 15. September erst erscheinen wird. Sechs Duette sind darauf und dieses hier ist besonders schön und leicht:


Donots
(Ms) Welches Instrument gehört in welches Jahrzehnt? Einige sind zeitlos, na klar. Aber andere lassen sich auch klar verorten. Der Synthesizer zum Beispiel. Der gehört original in die 80er Jahre. Schöne breite Flächen oder catchy Hooklines. Alles ist möglich mit diesem Zauberkasten! Dass ein Punkrocksong aus diesem Jahr mitsamt Synthies in einem Retrogewand erklingen kann, beweisen die Donots. Denn auf einem richtig geilen Remix zu Traurige Roboter haben sie die Tasten reingehauen. Und schon kommt man ab vom Moshen und will lieber ein wenig Schwoofen. Oder so. Ihr wisst schon, was ich meine. Dieses kleine Experiment muss bestimmt viel Spaß gemacht haben. Ein Spaß, der auch noch so hervorragend klingt. Na, das ging aber richtig auf! Sicher werden sie den Track so auch auf ihrer aktuellen Tour spielen:

31.10. Jena, Kassablanca (low tickets!)
01.11. CZ - Prag, Rock Café (low tickets!)
02.11. AT - Wien, Arena
03.11. Ulm, Roxy
04.11. CH - Zürich, Dynamo (low tickets!)
29.11. Leipzig, Haus Auensee
30.11. Hannover, Capitol
01.12. Dortmund, FZW (low tickets!)
02.12. Bremen, Pier2
06.12. Bielefeld, Lokschuppen