Freitag, 3. April 2020

KW 14, 2020: Die luserlounge selektiert

Quelle: numerologystars.com
(ms/sb) Eine kurze Geschichte über Nostalgie und Trauer. Ich gehe wirklich gern raus. Einfach spazieren. Wiesen, Wald, Natur, gerne mit Sonnenschein. Schlechtes Wetter hält mich davon nicht ab. Joggen ist mir zu schnell, Wandern zeitlich im Alltag nicht immer möglich. Dabei sitzen gern Kopfhörer auf den Ohren. Vor zehn Jahren habe ich mir sehr Gute der Firma Teufel gekauft. Sie haben damals einen tollen Klang erzeugt und tun das heute noch. Doch nach und nach schlich sich ein irrer Wackelkontakt ins extra dafür passige Kabel. Vor wenigen Tagen hat's mir dann den Hörgenuss beim Naturgenuss zerlegt. Nichts geht mehr. Mist! Und dann die Nachricht des Kundenservices, dass es dieses Kabel leider nicht mehr gibt. Die Krux an sehr guten Produkten, die lange halten. Also: Welche On-Ear-Kopfhörer sollte ich mir zulegen?! Schreibt mir!

Wir schreiben auch. Immer dort. Oft hier. Gerne freitags. Bis dahin wurde Neues selektiert. Bitte:

Love A
(ms) Wir verbreiten ja wirklich gerne gute Nachrichten. Nicht nur insbesondere jetzt, sondern generell. Gute Nachrichten über gute Musik. Und über Jubiläen. Love A reihen sich dort nun ein. 10 Jahre Love Academy aus Trier! Nur ein Jahr nach Gründung die erste Platte Eigentlich, die direkt bei dem von uns sehr geschätzten Label Rookie Records erschien! Zuletzt war es Nichts Ist Neu; ein Punkalbum, das regelmäßig bei mir läuft und immer wieder ungeahnte Energien hervor ruft! Live durfte ich sie aus unerfindlichen Gründen erst ein Mal sehen und es war eine direkte Offenbarung. Sie haben sich selbst als Turbostaat vorgestellt. Klar, der Klang ist relativ ähnlich, aber wer das auch für den Inhalt behauptet, hat nicht hingehört. Ich mag die Band insbesondere, da sie so nahe, extrem gut zugängliche (nicht zu verwechseln mit 'beliebige') Texte mit sehr viel Energie verbinden. Immer ein bisschen melancholisch, durch Tempo und Wucht aber näher am Pogo! Und davon dürfen wir uns im Spätherbst wieder überzeugen. Gehen wir mal davon aus, dass dann alles wieder normal ist. Dann geht's rund. 10 Jahre Love A. Auf die nächsten 10!

25.11.20 Köln, Gebäude 9
26.11.20 Hannover, Faust
27.11.20 Dresden, Scheune
28.11.20 Wiesbaden, Schlachthof
10.12.20 Nürnberg, Z-Bau
11.12.20 CH-Zürich, Dynamo
12.12.20 München, Strom
22.01.21 Berlin, Festsaal Kreuzberg
23.01.21 Hamburg, Uebel & Gefährlich



Simen Lyngroth
(sb) Wir verfolgen die Karriere des norwegischen Künstlers Simen Lyngroth ja bereits seit 2017 und freuen uns folglich sehr, dass am 03.04. endlich sein zweites Album erscheinen wird. Die zehn Songs auf Looking for the Spark Just Around the Corner erkunden eine märchenhafte und dennoch moderne Umgebung, in der sich die Hauptfigur auf die Suche nach dem „Funken“ (spark) macht. Das Album ist als Geschichte geschrieben und konzipiert; um dies zu verdeutlichen, hat Lyngroth mit der New Yorker Schriftstellerin Celia Pain und dem norwegischen Illustrator Thomas Emil Jacobsen zusammengearbeitet. Und gerade das macht das Album zu etwas ganz Besonderem, denn parallel zum Anhören der Musik kann man die dazugehörige Geschichte lesen und sich die passenden Illustrationen ansehen.
Das Album wurde von Simens Lieblingsmusiker Kristoffer Lo (Ex-Highasakite; auch er ist in der luserlounge kein Unbekannter) produziert, dem es gelang, Lyngroths melancholischem Sound einen zusätzlichen Hauch von Magie zu verleihen.


Celeigh Cardinal
(sb) Alter Verwalter, was ne Stimme! Das war mein erster Gedanke, nachdem ich ca. eine Minute von Stories From A Downtown Apartment (VÖ: 17.04.), dem neuen Album von Celeigh Cardinal gehört habe. Generell sind Soul und Blues nicht meine bevorzugten Genres, der Kanadierin gelingt es jedoch von Beginn an, mein Interesse zu wecken und zieht das über die gesamte Spielzeit von 34 Minuten durch. Thematisch bewegt sich die indigene Sängerin/Songwriterin auf bekanntem Terrain: Mit Liebe, Trauer, Begehren und Loslassen macht man in der Musik vermutlich nie etwas falsch, die Verpackung ist bei der Meisterin der sanften Töne jedoch besonders stimmig und man kann nur hoffen, dass sie ihre für Mai/Juni geplante Europa-Tour bald möglich nachholen kann.


Furious Monkey House
(sb) Was habt Ihr so mit 16 gemacht? An der Playsi gezockt? Oder zumindest Sport getrieben? Oder seid Ihr gar in der Musik aufgegangen und habt in ner Band gespielt? Denn ja, es gibt tatsächlich noch Teenager, die Bock drauf haben, geile Rockmusik rauszuhauen und dabei nicht als allererstes darauf aus sind, bei InstaSnapchatTikTokFacebook besonders cool rüberzukommen und Klicks en masse zu sammeln. Die jungen Damen und Herren aus Pontevedra (Spanien) präsentieren sich dabei überraschend authentisch, das Video zu ihrer Single Echoes (Re-Release: 24.04.) ist eine Hommage ans Jung-Sein und der Sound macht einfach nur verdammt viel Lust aufs 2019er-Album Love, Scum & Dust. Und irgendwann kommen Furious Monkey House sicher auch mal auf Tour in unsere Gefilde - vorausgesetzt, die Eltern erlauben es...


Krakow Loves Adana
(ms) Es macht unheimliche Freude, Bands über einen längeren Zeitraum zu beobachten, aufmerksam zu hören und sich in unserer kleinen Hobby-Tätigkeit Worte dazu auszudenken, die hoffentlich passen. Seit einiger Zeit ist das beim Hamburger Duo Krakow Loves Adana der Fall. Deniz und Robert sind nicht nur ein Paar, sondern auch eine Band. Da kommen natürlich zahlreiche Fragen auf: Geht das immer gut? Befruchten sie so ihren künstlerischen Prozess besser als andere? Wo liegt die Trennung zwischen Band und privat? Gibt es sie? Ist das wichtig?
Bei den beiden ist eine Menge in Bewegung. Haben sie einen Großteil auf dem eigenen Label veröffentlicht, sind sie nun bei Italiens Do It Better aus Los Angeles unter Dach und Fach. So eine internationale Vernetzung ermöglicht natürlich viel mehr, unter anderem eine europaweite Tour im letzten Jahr. Und auch Verbindungen zum Produzenten und Labelchef Johnny Jewel, der sie ins Boot geholt hat. Mit Young Again erschien nun ein neuer Track, der elektronischer, verträumter und textlich noch markanter ist, wenn man Zeilen wie "Baby When I Want Something It Gets Physical" liest. Stark. Schnell wirkt der Sog, den der Song verströmt. Deniz sagt dazu, dass es um vergangene Beziehungen in der Jugend ging, die bittere Lehren nach sich zogen, von denen man bis heute aber lernen konnte. Ja, wer kennt das nicht?! Also: Ab dafür!
Gehen wir mal davon aus, dass im Sommer alles wieder normal ist, dann spielen sie hier; hingehen!

22. - 26. April - c/o pop Festival, Köln
16. - 19. September - Reeperbahnfestival, Hamburg



Mei River
(ms) Irgendwie ist es ja auch beruhigend, dass aus Schweden nicht nur brettharter Metal und Indierock-Perlen kommen. Sondern auch ein paar groovige, sehr kluge, melodische Töne. Dazu gehört Mei River. Dahinter steckt der Musiker und Produzent Frederik Eriksson. Seine erste Single Her ist so verdammt entspannt und gut produziert. Beim beginnenden Ukulele-Sound hatte ich noch ein wenig Angst, dass es Richtung abgegriffenem Folkpop geht. Dann setzen aber der Beat und insbesondere die schön dominierenden und gleichzeitig reduzierten Klaviertöne ein, dass man sofort mitschwingt oder zwischen Bad, Schlaf- und Wohnzimmer hin und her tanzt. Mir unterläuft das ja auch oft beim Zähneputzen! Der Song klingt ganz einfach; mit Sicherheit ist er das nicht. Im Text verhandelt er diese Frage: Warum fällt es so verdammt leicht, sich so verloren zu fühlen? Das darf gerne jeder selbst für sich beantworten. Der Track mag eine Hilfe sein.
Glücklicherweise gibt es zur heute erschienenen Single Peter Parker kommende Woche auch Video-Nachschlag!



Albrecht Schrader & Das Paradies
(ms) Wenn sich zwei von uns sehr geschätzte Musiker zusammen tun, dann kann nur Gutes dabei herausspringen. Albrecht Schrader und Das Paradies beweisen das genau an diesen heutigen Freitag mit einem tollen Song! Einem Frühlingssong. Einem Sonnensong. Ein Maisong. Einem Liebessong. Und gleichzeitig einem Cover von Manfred Krug; genau - dem Schauspieler. Wenn's Draußen Grün Wird ist ursprünglich ein etwas wildes Lied. Schrader und Das Paradies haben daraus eine wundervolle, leichtfüßige, elektronisch angehauchte Indiepopnummer gemacht. Die darf auch einfach mal so für sich stehen. Und soll gehört werden. Bitte sehr:



Spectres
(sb) Da hörst Du Dir 2020 brandneue Musik an und hast das Gefühl, mitten in der Hochphase von Joy Division oder New Order gelandet zu sein - und das Gute daran: Es klingt genau so großartig wie die Pioniere und lässt den Zuhörer auf einer Nostalgiewelle dahingleiten und die im Vergleich zu damals doch deutlich bessere Soundqualität genießen. Wobei: Auch die Klassiker gibts ja mittlerweile digitally remastered... Die Spectres aus Vancouver haben am 13.03. mit Nostalgia ihr bereits viertes Album veröffentlicht und schießen nun die Single When Possessed Pray nach. Melancholie, die Frage nach dem Sinn des Lebens und was von uns bleibt - es sind die großen Themen, die die Kanadier in ihrem Song behandeln und das auf eine sehr hörenswerte Art und Weise.



John Carroll Kirby
(ms) So Begriffe wie Achtsamkeit oder Entschleunigung finde ich ja wahnsinnig dämlich. Da wird mehr oder weniger künstlich etwas aufgebauscht, was es schon längst gibt und als großstädtisches Lifestyle-Gefühl vermarktet, was dann auch noch in und cool ist und mit dem man sich unglaublich brüsten kann. Das ist mir zuwider. Wie wäre es mit Ruhe, Entspannung, Gelassenheit und meinetwegen auch Meditation?! Gibt es seit Ewigkeiten und hat eben nicht den Touch des Pseudointellektuellen. Gerade jetzt. Wir als Musiknarren brauchen dafür natürlich auch einen Soundtrack und der findet sich dieser Tage idealerweise bei John Carroll Kirby. Das gestern überraschend erschienene Album umfasst acht Tracks und dauert gut 40 Minuten, die wie im Fluge vergehen, die Zeit rausdrehen und auch irgendwie gute Laune heraufbeschwören. Geplant war dieses Album nur so halb, denn am 24. April erscheint als reguläres Album My Garden. Conflict - der Name der jetzigen Veröffentlichung - ist wunderbar reduziert und harmonisch. Es dominieren langsame, melodiöse Klavierklänge, die ab und an durch Bass oder Flöte ergänzt werden. Es passt in den Frühling. Es passt in diese Zeit. Es passt in die eigenen vier Wände. Es passt ganz wunderbar.



Pascal Finkenauer
(ms) Durch die Hamburger Musikszene geistert seit Jahren ein Phantom. Es tritt nur hin und wieder auf. Selten gibt es konkret Neues, oftmals eher ein Update, dass zum Beispiel relativ weit fortgeschrittene Ideen wieder verworfen wurden oder glücklicherweise ein Gedicht, das direkt packt! Und dann doch wieder mal ein Album. Und spontan neue Lieder. Es geht um Pascal Finkenauer, ein sehr geschätzter Musiker mit großer Reputation, der aber nur hin und wieder sich wirklich zeigt. Doch wenn er das tut, dann stark und klar. Ab und an läuft sein 2009 veröffentlichtes Album Unter Grund bei mir, dann verlor ich ihn irgendwie aus dem Fokus, jetzt hat er es ganz deutlich wieder dort hin geschafft und irgendwie bin ich dankbar dafür! In dieser Woche präsentierte er dann den neuen Track Mich Beschleicht Das Gefühl. Ein typischer Finkenauer-Songname. Elektronische Drums, gezupfte Gitarre, leichte Melancholie und seine unverwechselbare Stimme, viel Selbstreflektion, Fragen, die man sich auch gerne selbst stellen kann. Diese Fragen machen einen möglicherweise kaputt, aber man verdrängt ja halt so gerne. Danke, Pascal Finkenauer. Ich freue mich sehr, mal wieder ein Konzert besuchen zu dürfen!

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