(sb) Reframing. Umgestalten. Aus etwas Altem etwas Neues machen, aus etwas Schlechtem etwas Gutes. Ob es L'aupaire nach seinem seinem Debütalbum Flowers, das vor ca. dreieinhalb Jahren erschien und immerhin die Top 50 der deutschen Charts erreichte, schlecht ging, vermag ich nicht zu beurteilen, aber seitdem hat sich wahnsinnig viel getan im Leben des 30-Jährigen. Zusammen mit seiner Partnerin und der mittlerweile einjährigen Tochter verschlug es Robert Laupert, so der bürgerliche Name des Künstlers, in die hessische Provinz - ein krasser Gegensatz zu Budapest und Berlin, wo er zuvor einige Jahre gelebt hatte. Mit Reframing (VÖ: 23.08.) legt L'aupaire nun endlich seinen zweiten Longplayer vor - und der hat es in sich und vereint die Quintessenz seines Schaffens der vergangenen Jahre in einem beeindruckenden Album.
Laupert ist gereift, sowohl als Mensch als auch als Musiker. Aus dem jugendlichen Entertainer ist ein Künstler geworden, dem die Meinung anderer nicht mehr sonderlich wichtig ist und der stattdessen zielstrebig seinen Weg geht und seine Ziele verfolgt. Klar, als Vater verändert sich Vieles, das eigene Leben wird komplett auf den Kopf gestellt und wenn die Partnerin selber noch erfolgreich im Musikbusiness tätig ist, dann verschieben sich die Prioritäten gewaltig. Das spürt man auch als Hörer. Trotz allem erkennt man auf Reframing eindeutig L'aupaire - und das ist nicht nur Robs charakteristischer Stimme geschuldet, die mal tieftraurig, dann fröhlich und im nächsten Moment wieder unendlich sehnsuchtsvoll klingt. Nein, es ist das Songwriting, diese Losgelöstheit von allen Konventionen, dieser (vermutlich unbewusste) Drang, perfekt unperfekt zu klingen. Einst formulierte Laupert dies so: "Ich hasse Langeweile und Wiederholungen. Perfektionismus ist gut, aber es muss ein gewisser Grad an Innovation da sein, damit immer eine gewisse Spannung da ist."
Bild: https://www.facebook.com/laupaire/
Genau diese Spannung erzeugt L'aupaire auf Reframing durch eine angenehme Vielfalt hinsichtlich der Songstrukturen. Jeder Track für sich ist ein kleines Highlight, die volle Wirkung entfaltet das Mosaik aber erst, wenn man es zusammensetzt. Dies deutete sich bereits im Vorfeld des Releases an, als Rob quasi monatlich einen neuen Song veröffentlichte und so einen ausgedehnten Apero fürs Album servierte. Renegades, Cinderella, Whole Wide World und einige mehr hielten die zahlreichen Fans (immerhin wurde seine Musik im Jahr 2017 in 61 Ländern der Welt immerhin satte 312.000 Stunden gehört!) bei der Stange, sind aber doch so viel mehr als Cliffhanger, sondern tragen Reframing und bilden das Gerüst eines bemerkenswerten Albums, das alles mitbringt, um sowohl Underground als auch Mainstream glücklich zu machen und zudem kommerziell durchzustarten.
Besonders gelungen ist natürlich die Vinyl-Version des Albums, der neben Reframing noch eine farbige 10 Inch mit fünf Coverversionen (u.a. Dancing In The Moonlight und Cool Kids) beiliegt. Einfach nur wunderschön und die paar Euro extra definitiv wert. Gönnt Euch das!
Bereits im Mai stellte L'aupaire sein neues Werk live vor, nun geht es im Oktober auf Teil 2 seiner Tour; hier könnt Ihr den Künstler samt Support Lily Among Clouds erleben:
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