(ms) Im 18. und 19. Jahrhundert war Frankreich kulturell gesehen das Vorbild für viele andere europäische Länder. Das savoir vivre, das gute Essen und die Feinheit der Sprache haben viele Leute extrem beeindruckt und zum Nachahmen animiert. Das ist lange vorbei, jedoch kann man nicht leugnen, dass sowohl die Wahlkampagne als auch das forsche Auftreten von Emmanuel Macron hierzulande auch den ein oder anderen hat staunen lassen.
Und wie sieht es in der Musiklandschaft aus? Da fällt auf, dass es insbesondere in elektronischen Gefilden Akteure gibt, die extrem erfolgreich sind. Beispiele: Daft Punk, MGMT, C2C und die alten Pioniere von Air.
Mit Flora Fishbach tritt nun eine junge Frau auf dieser Bildfläche auf und das mit ganz schön viel Wumms. Über Sony France erscheint diesen Freitag ihr Debutalbum A Ta Merci auch hier., in ihrer Heimat gibt es das schon seit einem Jahr. Aber es ist nicht einfach nur klug ausgetüftelter Elektropop, sondern bereits so etwas wie Neo-Chanson? Denn es sind nicht nur die Beats und guten Hooklines, die dieses Album hörenswert machen, sondern auch die Stimme der 26-Jährigen.
Mit 15 hat sie die Schule geschmissen und in allerbester Studentenmanier Gelegenheitsjobs en masse angenommen, um sich über Wasser zu halten und an einem Traum zu arbeiten. Früh begann sie auf dem Tablet Musik zu kreieren, A Ta Merci ist das beeindruckende Ergebnis davon.
Das Album hat einen schön-verspielten Anfang mit Ma Voir Lactée, in dem man einen ersten umfangreichen Eindruck ihrer durchdringenden Stimme bekommt. Eine Alternativkarriere in der Oper oder einem richtig guten Chor müsste kein Problem sein. Der belebende Sound: Dominiert durch Synthie-Hooks (oft extrem tanzbar), ergänzt von Schlagzeug, Percussion und Gitarren. Einige Takte und Melodien erinnern so herrlich an einen revitalisierten Klang der 80er, dass die Euphorie darüber kaum auszuhalten ist (u.a. Y Crois Toi). Schön ist auch, dass sich nichts Klischeehaftes im Fabelhafte-Welt-der-Amelie-Stil oder in Yann-Thiersen-Manier findet. Eher eröffnet sie auch dunklere Klangräume. Und ja, es ist ein Segen, dass sie in ihrer Muttersprache singt und nicht wie die großen Namen (s.o.) davon abweicht. Ach, hätte man damals im Unterricht besser aufgepasst, wüsste man auch, was sie singt und nicht nur, dass Arthur ein Papagei ist: Boum, c'est le choc!
Ganz große Tanznummer, die durch einen energetischen Refrain und fantastische Basslinie überzeugt ist Un Autre Que Moi! Heidewitzka, Frau Kapitänin! Mysteriös-düster und daher einnehmend kommt plötzlich Feu um die Ecke: Überraschungen sind garantiert. Auch On Me Dit Tu ist derbe hitverdächtig.
A Ta Merci ist ein facettenreiches Elektropopdance-Album, das es in sich hat.
Nicht nur die Pressemitteilung schreibt, dass man Fishbach live gesehen haben muss.
Nach mehrmaligem Hören ist der Schreiber auch davon absolut überzeugt und hat Lust.
In die Tat umsetzen kann man das demnächst hier:
26.02. - Köln, Blue Shell
27.02. - Berlin, Frannz Club
28.02. - Hamburg, Nachtwache
03.03. - Frankfurt, Zoom
04.03. - Karlsruhe, Tollhaus
05.03. - München, Villa
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