(sf) "I will be cautious, that's my one promise", singt Anna Ternheim in Keep Me In The Dark von ihrem neuen Album For The Young. Ein Versprechen, das die schwedische Musikerin in ihrer bisherigen Karriere gehalten hat, vor allem bei den Coverversionen, denen sie im Laufe ihrer Karriere ein völlig neues Gesicht verpasst hat und sich nicht scheute, globale Größen wir Sinatra (Fly Me To The Moon wurde in der Ternheim-Version sogar auf meiner Hochzeit dargeboten), Bowie und Waits neu zu interpretieren, sondern auch Landsleute wie Broder Daniel, deren Hit Shoreline in der Version von Ternheim kaum wiederzuerkennen ist, aber doch seinen Charme erhält. Auch diesmal darf ein Cover natürlich nicht fehlen, aber dazu später mehr - boygroupaffine Leserinnen und Leser dürfen sich aber auf einiges gefasst machen...
Während der Vorgänger The Night Visitor durch Country-Elemente auffiel (für meinen Geschmack manchmal sogar ein bisschen zu viel), verschreibt sich Anna diesmal eher dem Blues, klingt aber gelegentlich auch jazzig und sogar ein bisschen Uptempo-Pop (Still A Beautiful Day und Only Those Who Love) ist auf For The Young vertreten. Dabei wirkt Ternheim nie aufdringlich, sondern schleicht sich geheimnisvoll an, vermittelt Hoffnung und animiert zum nie Aufgeben und Weitermachen - genau so, wie es auch der Künstlerin selber gelungen ist, die trotz einer privat turbulenten Phase ein Album aufgenommen hat, das über weite Strecken Mut macht.
www.giga-music.de
Obwohl die 37-Jährige mittlerweile seit geraumer Zeit in den USA lebt (was man auch hört, v. a. wenn man die neuen Songs mit den ersten beiden Alben vergleicht), wurde For The Young vom Schweden Andreas Dahlbäck produziert, dem es gelang, ein konzeptionelles und zeitloses Werk zu schaffen, ohne sich dabei auf bewährte Muster aus Annas bisheriger Karriere zu verlassen. Klar, Ternheim bleibt Ternheim, die Stimme und die Gitarrenbegleitung sind auch weiterhin dominant, aber dennoch hat sich die Wahl-New Yorkerin ein Stück weit neu erfunden, was man u.a. im bereits erwähnten Stilwechsel erkennt. Die textliche Komponente spielt bei Ternheim seit jeher eine entscheidende Rolle, doch wo in der Vergangenheit oft Verbitterung, Sorgen und Verlust vorherrschten, mischen sich nun vermehrt Trost, Zuversicht und Lebensfreude in die Lyrics.
Und dann ist da noch die angesprochene Cover-Version: Show Me The Meaning Of Being Lonely stammt im Original von, ja genau, den Backstreet Boys. Wo Mädchenherzen früher höher schlugen und Kissen nassgeheult wurden, entdeckt man bei Ternheim, dass der Song durchaus Seele hat. Hat man der Boygroup damals als Mann Unrecht getan? Vielleicht, man weiß es nicht. Das Lied hat es dank Anna aber immerhin doch noch aufs Bankett der Nobelpreis-Verleihung geschafft - siehe unten!
www.annaternheim.com
So, jetzt hab ich so viel Positives geschrieben, möchte aber auch nicht verheimlichen, dass For The Young, obwohl es sicher ein gutes und stimmiges Album ist, nicht an Somebody Outside und Separation Road heranreicht. Warum? Schwer zu erklären, aber für mich persönlich ist das Ternheim-Typische bei der Weiterentwicklung ein wenig auf der Strecke geblieben, die Melancholie, die mich zu Beginn ihrer internationalen Karriere so in den Bann gezogen hat. Es fehlen die "Hits" à la To Be Gone, Better Be, I'll Follow You Tonight, I Say No oder Today Is A Good Day, die einen Wiedererkennungswert haben, die im Ohr bleiben und die man je nach Stimmung vor sich hinsingt.
Nichtsdestotrotz möchte ich Euch For The Young natürlich ans Herz legen und nicht versäumen, Euch auch die bevorstehenden Tourtermine zu nennen. Live ist Anna nämlich auch sehr empfehlenswert, auch wenn sie preislich im Laufe der Jahre doch ganz schön angezogen hat. Ich erinnere mich an ein Konzert im Münchner Ampere für 15 Euro - mittlerweile muss man vermutlich das Doppelte hinlegen, um in den Genuss der Schwedin zu kommen, aber das ist noch immer gut angelegtes Geld.
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.