Alles nur eine Illusion?
Quelle: rollingstone.com |
Damon Albarn, dieses verdammte Genie, hat es mal wieder erkannt. "Everyday Robots" - alltägliche Roboter. Das sind sie alle, das sind wir wohlmöglich bald alle mal. So der Titel seines ersten Soloalbums.
Genie. Oder Wahnsinn? Oder Langeweile? Oder ein leerer Geldbeutel?
Was treibt jemanden wie Damon Albarn an, ein Soloalbum zu machen? Endlich ein Album, auf dem sein Name drauf steht (wie Thees Uhlmann es wollte)? Streit mit dem Rest der Band oder nahen Verwandten (Oasis)? Einfach mal was anderes ausprobieren (Jonathan Davies)?
Ehrlich, all das ist kaum vorzustellen bei ihm.
Ein Mann, der Blur gegründet hat. Jemand, der mit den Gorillaz futuristische Musik in Form von Comicfiguren erschaffen konnte? The Good, The Bad And The Queen - eine Allstarband - auch mal aus dem Boden gestampft und Erfolge erzielt? Albarn hat zwei Opern geschrieben, die sehr gut liefen. Wohl möglich ist Albarn einer der kreativsten, vielseitigsten und klügsten Musikköpfe, die derzeit im Business herumgeistern.
"Everyday Robots", erster Song auf dem gleichnamigen Silberling (oder natürlich Vinyl) besticht durch seine gewisse Einfachheit und dem leicht orientalischen Touch. Natürlich auch mit den Audioschnipseln, die Abwechslung bieten. Ganz anders hingegen "Mr Tembo": hier gibt es in leisen Tönen gute Laune, Sommer, Sonne, Strand und nen kühles Getränk. Keine maschinenmäßige Abfertigung. Dann kommt mit "You and Me" ein siebenminütiges Ding entgegen, das vor Melancholie und einem gewissen Herzschmerz nur so trieft. Aber keineswegs kitschig, eher gut. Auf "Hollow Ponds" verirren sich starke Bläserwände und Backgroundchöre. Abschließend rauscht "Heavy Seas of Love" noch durch die Boxen. Gospel, Vergebung, Gottesdienst, Liebe! Zum Ende hin nochmals echte Gefühle, ganz menschlich, nichts artifizielles? Irgendwie schon.
Quelle: theguardian.com |
Damon Albarn, "Everyday Robots". Ein ruhiges, leises Album mit elektronischen Arrangements, aber so ungeheuer vielseitig, wenn man sich die Zeit und Ruhe nimmt, genau hinzuhören. Wenn überhaupt, dann sind einzelne Passagen an Gorillaz angelehnt. In Deutschland und Großbritannien schon ein Charterfolg, groovt es nicht so sehr wie seine anderen Projekte, aber das muss es auch gar nicht. In so einer rauschend schnellen Zeit wie dieser, in der man jeglicher Entwicklung gar nicht mehr hinterherkommt, sind diese diese 12 (naja, eher 10, weil zwei einminütige Instrumentals) Songs eine Ruhepause, die nicht runterzieht, sondern auch mal die Situation analysiert.
Damon Albarn. Genie. Auf jeden Fall.
Was könnte er anderes sein?!