Donnerstag, 8. März 2018

Live in Münster: Tocotronic

(ms) Tocotronic spielten gestern Abend in Münsters Sputnikhalle. Ein Ereignis, das auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Denn Münster hat etwa vierzigtausend dort lebende Studenten. Und wenn es natürlich eine intellektuell-verkopfte Band gibt, die dort gut hinein passt, dann sind es die vier Herren aus Berlin, die vor kurzem ihr neues Nummer-1-Album Die Unendlichkeit veröffentlicht hat.
So war es auch kein Wunder, dass der Auftritt relativ schnell ausverkauft war, so pilgerten an einem verregnetem Mittwochabend etwa tausend Menschen Richtung Hawerkamp. Anzutreffen waren Immatrikulierte und die, die es mal waren. Man könnte jetzt das Wort generationenübergreifend benutzen, doch das klingt so stark nach kleingemeindlichem Begegnungszentrum. Und da sind wir mit Tocotronic noch lange nicht gelandet.

Eingestimmt in den Abend hat die vierköpfige Band Ilgen-Nur aus Hamburg, die ihre eigene Musik als sad songs about growing up bezeichnen. Da der genaue Wortlaut der englischen Texte zwischen Bierholen und den Tag bequatschen etwas untergegangen ist, können wir das nicht bestätigen, glauben ihnen aber natürlich. Ihre Musik klang erschreckend nach der der Hauptprotagonisten des Abends gemischt mit dem Sound der alten Indierock-Meister aus Großbritannien. Es war eine feine Auswahl als Support und eine tolle halbe Stunde, hätte nicht irgendein Vogel "Isolation Berlin ist aber besser" reingerufen. Wie ätzend und unfreundlich ist das denn?! Und außerdem ist Isolation Berlin pseudointellektueller Schrott. Aber ist ja alles subjektiv.

Um 21 Uhr ging dann erneut das Licht aus und Jan Müller, Arne Zank, Dirk von Lowtzow und Rick McPhail betraten die Bühne, genossen den Applaus und starteten in Die Unendlichkeit. Nun ist die Sputnikhalle ein toller Club, doch nicht außergewöhnlich bekannt für ihren überragenden Sound, okay war es dennoch. Es folgte ein Streifzug durch 25 Jahre Bandgeschichte mit einem logischen Schwerpunkt auf dem aktuellen Werk. Alte und neue Fans durften sich über Drüben auf dem Hügel, Die Grenzen des guten Geschmacks 2, This Boy is Tocotronic, Zucker, Electric Guitar, Aber hier leben nein danke, Hey Du, Wie wir leben wollen, Sag alles ab, Explosion, Let there be Rock, Hi Freaks und und und freuen. Die Wucht der Präsenz auf der Bühne war eine Demonstration ihres Könnens und hat in den vorderen Reihen stehend viel Freude bereitet. Dass sie nicht abgehoben ist, was man ihnen natürlich schnell vorwerfen kann, zeigt, dass sie sich Zeit lassen, mit der richtigen Gitarre zu spielen oder an einer Stelle den Text vergessen.

Allzu schade, dass das Gastspiel relativ kurz gewesen ist. Ein wenig länger als eineinhalb Stunden. Ob das wohl am Alter liegt? Oder am vollen Tourplan? Man weiß es nicht.
Dennoch haben Tocotronic mal wieder bewiesen, dass sie immer noch eine wichtige und live extrem gute Liveband sind. Wer kann, sollte sich in den kommenden Wochen davon überzeugen:

08.03.18 Heidelberg - Halle 02
09.03.18 Erlangen - E-Werk (Ausverkauft)
11.03.18 Erfurt - Stadtgarten
12.03.18 Wiesbaden - Schlachthof
13.03.18 Köln - E-Werk
14.03.18 Hannover - Capitol
16.03.18 Hamburg - Große Freiheit 36 (Ausverkauft)
17.03.18 Hamburg - Große Freiheit 36 (Ausverkauft)
18.03.18 Hamburg - Große Freiheit 36
06.04.18 Leipzig - Werk 2 (Ausverkauft)
07.04.18 Essen - Weststadthalle
08.04.18 Stuttgart - Theaterhaus
09.04.18 Zürich - X-Tra
11.04.18 Freiburg - E-Werk
12.04.18 München - Tonhalle
13.04.18 Salzburg - Republic
14.04.18 Dresden - Alter Schlachthof
16.04.18 Berlin - Columbiahalle (Ausverkauft)
17.04.18 Berlin - Columbiahalle



2 Kommentare:

  1. Seit wann kommen die Tocos aus Berlin!?
    Und 1000 Leute passen nie im Leben in den Laden, wenn da ein Konzert stattfindet...

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  2. Das Konzert war super! Der Sound war tatsächlich sehr bescheiden. Darüber hinaus war das Konzert auch noch scheiße gemischt. Die Gitarren haben alles dominiert, die Becken sind total untergegangen, und, und, und. Ich wünsche mir Tocotronic demnächst wieder im Jovel.

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