Dienstag, 16. Mai 2017

Egotronic - Keine Argumente!

Egotronic 2017. Foto: Bastian Bochinksi
(ms) Egotronic veröffentlichen diesen Freitag auf ihrem Stammlabel Audiolith ihr - Sage und Schreibe - achtes Album! Was vor elf Jahren als Homemade-Electroprojekt begonnen hat, ist nun endlich eine komplette Transformation zum Punkrock. In "Die Natur ist dein Feind" haben Torsun und Co. sich bereits ausprobiert, waren rockiger mit Indie-Allüren. Das Best-Of "Egotronic C'est Moi" mit der unmissverständlichen Botschaft im Titel, dass es eigentlich nur um Torsun geht, rundete die Entwicklung ab. Nun also "Keine Argumente!" Mit Ausrufezeichen im Titel.
Entgegen anderer Songschreiber hat Torsun letztens in der taz deutlich gemacht, dass er für die Lyrics auf der neuen Scheibe keinen Raum für Interpretationen zulassen will. Das ist durchaus zu hören und wir betrachten das mal Track by Track:

1. Deutschland, Arschloch, Fick dich (feat. The Very Best Vegan Bacon)
Den Song gibt es schon seit längerer Zeit auf YouTube zu sehen, jedoch mit Altersfreigabe. So wie der kompakte Titel schon suggerieren mag, wird das alte Egotronic-Sujet Deutschlandhass aufs Beste bedient mit einem catchy Mitsingrefrain. Guter, neugierig machender Einstieg!
2. Scheiße bleibt Scheiße (feat. Alles Scheisze)
Die Wortwahl bleibt also sehr derbe in den Titel und Texten und ist eines der Lieder mit Gastbeteiligung. Das endlose Gebrüll lässt zu fragen übrig: Ist es Zorn, Wut oder wirklich maßloser Hass auf Deutschland? Dennoch ist es ein ordentliches Punk-Brett, welches theoretisch schon auf einem Vorgänger zu hören gewesen sein könnte.
3. Hallo Provinz
Auch dieses Lied ist aus der letzten Audiolith-Compilation bekannt mit schlagendem Bewegtbildmaterial, wobei für die Albumversion ein wenig am Sound gefeilt wurde. Das Großwerden im Niemandsland von Torsun ist bekannt und wird hier erneut behandelt. Die Provinz als das ultimativ bieder-schlechte Bild des Deutschseins. Wer's mag, okay. Überraschen tut es nicht.
4. Odenwald (feat. Johnny Weltraum & Rod Gonzalez)
Auch bekannt. Diesmal von einer 7" im alten Bandsound. Rod Gonzalez, ja der Bassist der Ärzte fungierte nicht nur als Produzent sondern steuerte hier einen leicht kitschig klingenden Gitarrenriff bei. Selten blöde Zeile: "Weil ich Kontakt zu Menschen brauch', hab' ich mir 'nen PC gekauft."
5. Komm wir zieh'n ans Meer
Argh, gleiches Heimatthema zum dritten Mal hintereinander. Das hätte nicht sein gemusst. Es ist inhaltlich flach und macht langsam den Anschein, als ob man sich hier im Kreis drehen würde und die Platte mal eben so fertiggestellt wurde.
6. Die Elbe oder ein Flugzeug (feat. Johnny Weltraum)
Von der gleichen 7" bekannt wie Odenwald. Mit PEGIDA als Thema (gibt's die noch?) wurde soundmäßig hier der Wandel vom Synthesizer-Projekt zur vollständigen Punkband mustergültig vollzogen: Starker Sound!
7. Die neue Hammerhead
Unter-2-Minuten-Punk-Tradition mit "Ahhhahhh"-Chören.
8. Die Angst vor dem Schmerz
Auf dem achten Track beim achten Album ist die textliche Stagnation vollendet. Wird es hier etwa langweilig und belanglos? Bei dieser Nummer offensichtlich schon!
9. Deine Melodie (feat. Jeans Team)
Die Nostalgie eines 43-jährigen Antideutschen. Puh, langsam wird es echt übel. Die Stärke vom Beginn hat deutlich nachgelassen!
10. Ich weiß die Welt riecht streng nach Pisse
Was soll der doofe Titel für das kleine Liebeslied? Herrlich blöde Zeile: "Die Welt geht vor die Hunde - oder Katzen" - Autsch!
11. An die Wand (feat. Emilie Krawall (Frau Mansmann))
Trotz Feature: Skip!
12. Ihr wollt Arbeit, ich will schlafen
Das Album schleppt sich müde dem Ende entgegen, indem es nochmal auf die Leistungsgesellschaft einprügelt.

Kurz und knapp: Aktuelle Egotronic-Themen werden derzeit wesentlich besser von der Antilopen Gang oder Labelkollegen Waving The Guns besetzt, zwar im Rap aber immerhin!
Die Platte ist unterer Durchschnitt. Das ist schade, da der Verfasser seit Jahren großer Fan ist. Neben der normalen Album-Version ist auch eine im alten Soundgewand zu ergattern.
Ein Trostpflaster bleibt, dass Torsun mit Band auf den Bühnen dieses Landes seine Livequalitäten unter Beweis stellen wird und an jedem Abend ein Feuerwerk abbrennen werden. Ja, darauf kann man sich freuen!

19.05. Berlin - Festsaal Kreuzberg
25.05. Hamburg - Molotow (Der Sky auf Erden)
26.05. Essen - Hotel Shanghai
27.05. Kiel - Campus Festival Contre Le Racisme
03.06. Nürnberg - Rock im Park Festival
04.06. Nürburgring - Rock am Ring Festival
08.06. Hannover - Café Glocksee
09.06. Magdeburg - Feuerwache
10.06. Chemnitz - Smash your Attitude Festival
23.06. Kassel - Goldgrube
24.06. Bad Aibling - Indiebase Festival
29.06. Negenharrie - Off the Radar Festival (Egotronic LoFi)
30.06. Wiesbaden - Youth Culture Festival
01.07. Trier - Summer of Love A Festival
15.07. Reutlingen - Kurt Festival
21.07. Cuxhaven - Deichbrand Festival
29.07. Herzebrock - Herzerockt Festival
12.08. Eschwege - Open Flair Festival
14.09. Rostock - Peter Weiss Haus
15.09. Flensburg - Volksbad
16.09. Münster - Gleis 22
22.09. Dresden - Scheune
06.10. Osnabrück - Kleine Freiheit
07.10. Bonn - Bla
20.10. Amberg - Laut gegen Rechts
21.10. Augsburg - Soho Stage
02.11. Würzburg - Cairo
04.11. Basel - Hirscheneck
16.11. Jena - Kassablanca
17.11. Konstanz - Kula
18.11. Heidelberg - Karlstorbahnhof






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