Samstag, 22. Oktober 2016

Symphonicas: Mainstream-Crossover-Experiment

Das Cover zur am 21.10 erschienenen Platte.
(ms) Wir machen einen kleinen Ausflug in die Welt der Crossover-Experimente. Unzählige erfolgreiche und erfolglose hat es bislang gegeben. Machen wir uns einen kleinen Überblick. Seltsamerweise erfreuen sich solche Projekte in der Metal-Szene großer Beliebtheit. So ist Avantasia in den letzten Jahren ziemlich erfolgreich geworden, sogar Headlinerpositionen beim Wacken gab es, da kann man mal aufhorchen. Eine der frühesten und bis heute erfolgreichen Bandprojekte ist sicherlich Apocalyptica. Angefangen haben sie ohne Verstärker Metallica zu covern und sind bis heute weltweit unterwegs. Just haben wir in der luserlounge über Ballet Jeunesse geschrieben, die Verbindung von Klassik und Ballet von Matthias Arfmann.
Ebenso gibt es zahlreiche Live-Alben von Bands, die immer wieder mit Orchestern zusammengearbeitet haben wie Nada Surf, Dear Reader, Calexico. ganz weit vorne dabei ist der österreichische Sender FM4. Nicht zu vergessen die MTV unplugged-Serien.
Die Verschmelzung von klassischer und im weitesten Sinne Pop- oder Rockmusik ist aus verschiedenen Gründen so reizvoll. Zum Einen lässt sie Altes im neuen Gewand erscheinen und das Neue mit Altem so auferleben, dass die Klassik eine Revue erfährt. Ob dadurch jedoch wirklich mehr Klassik vom jungen Zielpublikum gehört wird, darf durchaus bezweifelt werden.
Nun erschien am 21. Oktober ein neues Klassik-Techno-Pop-Album!




Unter dem Namen Symphonicas erschien das selbstbetitelte Album via Sony Music. Ideengeber und Kopf des Projekts ist der Wahlberliner Andy Leomar. Als studierter Pianist und Tonmeister bringt er alles mit, um so eine Mammutaufgabe anzupacken. Außerdem schrieb er für amerikanische Filme und Fernsehproduktionen schon die Soundtracks.
Für die Symphonicas kommen angesehene Musiker zusammen, die nie in der gleichen Besetzung spielen werden. Das wird jeden Livegig einzigartig machen. Eine here Aufgabe.
Auf der Tracklist stehen nun Vivaldi neben David Guetta und der Swedish House Mafia. Ja, es sind alles mehr oder weniger Coverstücke, natürlich aufgearbeitet in der Spannung zwischen Geige und Synthesizer.
Hört man die Platte durch, kann man die von der "Band" geäußerte Frage "Did you ever danced to classical music?" mit "Nein, aber jetzt würde ich damit anfangen" beantworten. Insbesondere Vivaldis Sommer, Winter und Bachs Cello Suite Nr. 1, die auch jedem Klassik-Abwesenden bekannt sein sollten, sind die Hinhörer der Platte. Sie haben sogar einen hohen Ohrwurmcharakter.
Nun muss man aber eine üble Frage stellen: Warum bedient sich Loemar bei den übelsten Mainstream-Interpreten, die es derzeit gibt? Guetta, Daft Punkt, Coldplay, Swedish House Mafia, Robin Schulz, Avicii. Da bluten einem bei den Originalen zumindest gehörig die Ohren. Und bis zur Unerkenntlichkeit will man sich hier natürlich auch nicht entfernen. Die Songauswahl gruselt gehörig und bietet leider wenig Abwechslung zu den Endschleifekandidaten der Radiostationen.
Wo ist der Mut, eigene Kompositionen zu nehmen? Warum nur drei Klassik-Stücke? Neben den zehn Songs auf dem Album, hätten noch locker drei, vier gepasst.
Na gut. Soll jeder selbst entscheiden, wo hier die Innovation und das Hitpotential stecke.
Möglicherweise ist das live doch umhauhend. Auf Platte eher weniger.




Die Tour-Termine sind noch nicht bekannt.
Wir reichen sie selbstverständlich nach.

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