Mittwoch, 19. August 2015

Monday Tramps. Summer is not over. Über das Debüt "When days turned hollow" und andere Randnotizen.

quelle: freisingerleben.de

(mb) Endlich eine guade Kapelle aus Bayern die weiß wie man die Gitarren zu zupfen hat. Aus der Landeshauptstadt und dessen Speckgürtel statt Liverpool oder L.A. Das Coole daran ist, dass es zum Anfassen nah ist. Quasi unter uns! Sowas, so a Zeig! Sensationell. Sowas hätte ich mir nicht erträumen lassen. Vor über zehn Jahren, anno 2005, war ich der Möchtegern coole Typ, der seine Hände tief in die viel zu engen Jeans squeezen wollte, in welcher niemals Platz für einen Discman war. Damals, als The Strokes mit „Is This It“ der Welt ein richtig schniekes, nach Rauch und Whiskey getränktes Gitarrengewand überstreiften und somit den Weg für gitarrisierende Charts ebneten und eine Welle von vielen anderen Musikern überzeugte, moderne Rockmusik zu spielen. Einer von ihnen ist Alex Turner und seine Arctic Monkeys, der kaum 20 war 2006 bei seinem irren Debüt „Whatever People Say I Am, That´s What I Am Not“ und seitdem wie Marty McFly ist - seiner Zeit voraus. Kurzum, damals war die Zeit, was heute kaum zu glauben ist, als selbst Mando Diao noch anständige und coole Musik machte. 

Ich kann natürlich nicht einfach so eine Rezension zum Debütalbum "When Days Turned Hollow" von den Monday Tramps schreiben. Hintergrund ist, dass die Texte und Melodien der Bands der 00er Jahre (Arctic Monkeys, Franz Ferdinand, The Strokes usw.) meine Projektionsfläche und Ausgangslage für sämtliche juvenile, frivole und erotisch-zotige Gedanken waren, welche sich dann meist zu augenscheinlich tiefsinnigen, unverständlichen und Rum Cola riechenden Gebrabbel verknoteten. Womit ich in der Dorfdisco meistens nur belächelt wurde. Ich hatte aber auch Glück, Weggefährten zu haben, die eine ähnliche Gesinnung und auf Musik aufbauende Weltanschauung teilten. Konkret  war das Tom Appel, Sänger der Monday Tramps. Darum, und weil gute Freunde alles anzusprechen können, auch die schmerzenden Punkte, hier mein ehrliches Review zum Debüt.


Ehrlich deswegen, weil ich bis dato jede Rezension gelesen habe und feststellen musste, dass viel copy paste dabei ist. Wenn ich zweimal in unabhängigen Rezensionen lese, dass die Single "This Town" nicht so begeistert, weil sie zu sehr wie die glatten Foo Fighters klingen, stellt es mir meine nicht rasierten Rückenhaare auf. Die Paraphrasierung ist der Tod eines jeden unabhängigen Blogs und jeder Website. Echte Meinungen braucht das Land. Mund aufmachen. Haltung zeigen. Oder wie war das? Ich für meinen Teil finde "This Town" ganz wunderbar, da es ein melancholisch verklärter Rückblick in unsere Jugend ist, in unserem Ort, in dem dir niemand die Vorfahrt nimmt und kein Supermarkt-Detektiv schnell in die Gänge kommt - weil es ihn gar nicht gibt. Eine Ode an die unbeschwerte Jugend.


Was mir an dem Album sehr gut gefällt ist, dass es sehr facettenreich ist und man sich aus diversen Stil Schubladen bedient hat. Bestes Beispiel: "Hang On To Your Ego". Das sind zwei Songs in einem, völlig unabhängig voneinander. Erst zerbrechlich und dann so cool! So deutlich ist der Tempowechsel als Stilelement vielleicht bei Billy Joels „Scenes From an Italian Restaurant“.
Highlight des Albums ist für mich der letzte Song "When Days Turned Hollow. Es ist sicher der emotionalste Song, der von einer lieben Person handelt, die leider nicht mehr unter uns ist. Vor allem ist es der ehrlichste und wohl auch schwierigste Song für die Band.

Nachdem 2013 das Studio, kurz bevor recorded werden konnte, abgebrannt ist, kann man fast vom Glück im Unglück sprechen,  denn diese Zwangspause hat die Songs weiter reifen lassen und zu dem gemacht, wie sie sein sollten. Im Hier und Jetzt. Mit Charakter und ohne Schnörkel, mit Attitüde und ohne Plattitüde. Verwurzelt in verschiedenen Einflüssen, Hauptsache Handmade. 


quelle: popmonitor.de

Wenn das Album 2005 erschienen wäre und ich Tom nicht kennen würde, hätte ich mich damals für diese Entdeckung ziemlich gefeiert und die Scheibe auf Heavy Rotation gehört. Womöglich hätte ich auch einen skurrilen Hang zur Detailbesessenheit über unnützes Bandwissen angesammelt. So aber bin ich nur ein guter Freund, der sich wünscht, dass alle die das lesen, das Album hören und sich selbst von dieser phänomenalen Qualität überzeugen. Tut euch was Gutes!

Folgendes Szenario: Zurück in die Zukunft, 2016. Monday Tramps spielen erste größere Festivals. Ich auch am Start. Neben mir zwei 17-jährige Mädels. Große Fans. Sie schmachte ein wenig für die Jungs. Ich schalte mich klassisch belehrend und unangebracht ein "Der Sänger ist ein guter Kumpel von mir". Die Mädels, sichtlich genervt von meinem Gehabe und dass sie in ihrer Träumerei unterbrochen wurden, im Einklang "Laber kein Scheiß du Brillenlutz, die kannst du gar nicht kennen so wie du aussiehst". Geil, denke ich mir, ehrlich geil. Stillschweigend erhebe das Bier - Hoch die Tassen, auf die Zukunft.






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