Dienstag, 13. Januar 2015

Olli Schulz "Feelings aus der Asche" - Warum ist Musik nicht mehr so groß?

Quelle: welt.de
(ms) Olli Schulz ist letztes Jahr 40 Jahre jung geworden, lange schon Vater und hat tatsächlich vor 12 Jahren sein erstes Album mit Max Schröder rausgebracht. Jetzt steht sein insgesamt sechstes Album in den Regalen, "Feelings aus der Asche". Ursprunglich beim Grand Hotel van Cleef, dann ein Major-Vertrag, jetzt bei Trocadero beheimatet. Und eigentlich wollte ich gar nichts über Schulz seine TV-Karriere schreiben, denn Musiker Schulz und Entertainer Schulz sind definitiv zwei verschiedene Personen. Natürlich ist er bei seinen Konzerten auch ein begnadeter Geschichtenerzähler, doch das untergräbt immer ein Stück weit seine Qualitäten als Texter. Doch der Abschied von ProSieben führte zum Entstehungsprozess dieser Platte, die dieses Mal keinen Bibo hat, keinen Bettmenschen und auch keine Briefmarke.
Insgesamt hat die neue Platte keinen richtigen Lacher zu bieten, kein witzig-angehauchtes Stück, das ein bisschen Heiterkeit versprüht.
Und das ist auch gut so.
Denn es ist der gewollte Gegensatz zur Rolle des Steigbügelhalters der beiden Komödianten zur besten Sendezeit, zu Schulzkowski, zum Buddytag-Partner. Daher ist es vielleicht auch gar nicht so verwunderlich, dass die TV-Premiere eines neuen Songs nicht im Zirkus lief, sondern beim Radiopartner Jan Böhmernann.


Und so hat er sich unter anderem Gisbert zu Knyphausen am Bass geschnappt (wer kann, der kann) und Moses Schneider als Produzenten engagiert auf dem Weg zu einem neuen Bild, das er sich selber geben wollte. Daraus entstanden zehn Songs, 36 Minuten Abspieldauer.
Viel Persönliches, schöne kleine Geschichten von großer Singer/Songwriter-Qualität. Doch unpassend sind dazu manche musikalische Arrangements. Beispielsweise der Beginn der Platte, so ganz untypisch und irgendwie fehlplatziert. "Kinder der Sonne" schließt sich an, Schulz selbst war skeptisch, ob der Song aufs Album soll, ja stimmt, das kann er besser. "Passt schon" erzählt eine große Geschichte der Wahrnehmung als TV-Star im Alltag, kommt erst ungewohnt daher, hat aber viele Wahrheiten und spricht aus einer schönen Perspektive, die man als Hörer selten bekommt. "Dschungel" hätte er sich sparen können und erinnert irgendwie inhaltlich an "Tierisch" von Dendemann.
Das heißt aber nicht, dass die Platte schlecht ist, wirklich nicht.
Es gibt nur ein paar Songs, die zu einer Aussage von ihm selbst nicht passen, dazu gleich.
Gut gelungen sind unter anderem "Phase" (starker Text, old-school Indie-Pop!), "Mann im Regen" und der Titeltrack "Feelings aus der Asche".
Und dann dieser eine Song: "Als Musik noch richtig groß war".
Ein nostalgischer Blick zurück in Schulz' eigene Jugend als Punk- und Metalfan, große Zeiten in den 80ern und 90ern. Die Aussage wäre ja plump: Früher war alles besser. Das stimmt ja in keinem Fall, es gibt immer noch große Musik zu entdecken, wir verweisen hier rauf. Darf man jetzt also die Frage stellen, wieso Schulz selbst nicht so große Musik macht. Er kann es doch, beweist es zum Teil auf diesem Album, doch wie viele fantastische Lieder hat er schon geschrieben? Beispiele: "Koks und Nutten", "Ab jetzt tut's nur noch weh", "Wenn es gut ist", "Schon lange was defekt", "Rückspiegel", "Dann schlägt dein Herz" und und und...
Es soll kein Vorwurf sein und auch nicht sagen, dass diese Platte schlecht ist.
Sie ist gut, hat starke Momente, bei anderen hat er Neues ausprobiert und macht Lust sich auf die kommende Tour zu freuen.

2 Kommentare:

  1. Ich finde ja "So muss es beginnen" einen schönen, lockeren Einstieg ins Album. Und in der Aufzählung der Beispiele fehlt "Dann schlägt dein Herz". :-)

    Zum neuen Album habe ich auch was hier geschrieben: http://popshot.over-blog.de/2015/01/olli-schulz-feelings-aus-der-asche.html

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  2. Recht hast du! "Dann schlägt dein Herz" ist sehr stark!
    Ich habe das mal hinzugefügt, vielen Dank =)

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