Mittwoch, 26. Juni 2013

Southside 2013. Free Hugs Deppen, Rammstein, 6,2 Promille und der wahre Sinn dahinter.

(mb) Free Hugs. Hör mir auf mit Free Hugs, a Fotzn kost hom. Ohne Scheiß, wenn noch irgend jemand einen Free Hug will und denkt es ist witzig gibt es sofort aufs Maul. Einfach mal so eine mitten ins Gesicht zentrieren. Zur Not auch mit der Rückhand. Ansatzlos. Ohne Vorwarnung. Außer es ist eine mindestens 8er Frau auf ner Skala bis 10. Alle darunter fangen eine Watschn, egal ob Männlein oder Weiblein. - Machoeinschub - Hör mir auf mit Genderdiskurs. 10 Uhr morgens ist es gerade, als wir am Freitag auf dem Southside ankommen. Bier sowie Sauf und Lauf stehen ganz klar im Mittelpunkt des Interesses. Wir sind schon 6 Stunden wach, trotzdem einen Tag zu spät. Ein Ärgernis erregendes Ereignis, wenn man mitten im Arbeitsleben steht und nicht eher frei kriegt. Sorry Spanier! Etliche Stimmen krächzen schon "Helga" in den teils sonnig, teils bewölkten Morgen. Ich blicke mich um und finde meine Dudes nicht mehr. Wie vereinbart so zerronnen. Alle geschmiedeten Pläne bedeuten nichts und ich male mir aus, wie alle Händchenhalten im Kreis tanzen und ich außerhalb des Kreises stehe. Ich beiße, der Verzweiflung nahe, auf meine Unterlippe, könnte heulen, drehe mich um und schon ist es passiert: Free Hug. PAM. Und dann kam alles anders..

http://blog.paulripke.de/marteria-southside/
Fast Forward. Freitag. 14h. Vier Stunden später. Der Free Hug war von einem der besten Kumpels. Wir haben auch die anderen Homies mit etwas Glück gefunden und sind mittlerweile beim gefühlt achtzehnten Bier.Wir sitzen unter dem Pavillon, welcher dem schiefen Turm von Pisa gehörig Konkurrenz machen könnte. Grillfleisch bruzelt wie unsere mittlerweile roten Oberkörper in der Sonne. Sauf und Lauf wird gespielt, hinter die Dixies uriniert und irgendwo verteilt so ein Spacko Free Hugs oder gibt 10% Nachlass auf Brustvergrößerung durch Handauflegen. Irgendwann fällt mir auf, dass der Spacko ja ich bin. Komm mal klar. 

Fast Forward. Freitag. 23h. Drei Lieblingsbands später (Gaslight Anthem war massiv!), ist der Rücken verrissen, Schürfwunden unzählig, die Stimme heiser und die Girls werden mit jedem Bier heißer -Machoeinschub - Die Crew verteilt sich, Bands spielen, alte Lieben brechen auf, man findet verlorene Schätze und schätzt Sie dank 6,2 Promille nicht.

Samstag. 9h. S.O.S. Überlebt. Ein trockener Husten entflieht aus dem wüstentrockenen Mund. Ich brauch erst mal einen Free Hug auf dem Weg zum Dixie Klo. Als ich gedrückt werde, kommt Sand aus meinem Mund. Aber solange es nicht im Getriebe steckt..

Fast Forward. Samstag 23.48h. Du hast mich. Rammstein. Brachial. Übervoll. Gewaltig. Zu viel. And I got you. Lieber zur white stage und 2 liter cuba bedienen. Dann Max Herre, bei A-N-N-A vor Rührung schnell heulen und anschließend im Suff vor der Bühne einpennen als Sigur Ros spielen. Die Kälte weckt mich unsanft, weiter ins Party Zelt. Aufheizen. Zu voll, das Zelt und ich. Einer muss gehen. 
nur coole fotos: http://blog.paulripke.de/marteria-southside/

Fast Forward. Sonntag 23h. Von Level zu Level zu Level, bis der Endboss kommt. Um mal ernsteren Gedanken freien Lauf zu lassen: Viele 8er oder höher Girls haben mich nicht for free umarmt, ich musste Sie schon zwingen. Ich hatte auch kein Messer dabei. Was macht das Blut an meiner Hose? Okay, bevor wir Stumpf ist Trumpf werden und uns in einem anderen Artikel ernsthaft den musikalischen Darbietungen widmen, hier kurz die wahren Gründe warum das Southside Festival immer wieder ein unschlagbares Festival ist:

Die Location ist meines Erachtens weder idyllisch noch stylisch. Kein einziger Baum, Flugschneise. Aber die vielzitierte eierlegende Wollmilchsau kann und muss auch nicht alles. Generell wächst das Southside/Hurricane immer mehr und wird dadurch nicht minder kommerziell. Trotz alledem wird eine Diversität an Stilen gewährleistet, die durchaus begrüßenswert ist und dem Einheitsbrei Kommerzialisierung gerade noch entrinnt. Der Dialektik zuliebe nun aber die wahren Grunde der oftmaligen Southside Besuche:
Man geht durchs Leben, wechselt Beruf und Universität, zieht durchs Land, bleibt eine Weile, findet Freunde und zieht dann wieder in eine andere Stadt. Jeder mit der eigenen Zukunft vor der Nase. Oft trifft es einen wie einen Messerstich ins Herz wenn man an die gute Zeit denkt, die man zusammen verbracht hatte. Man wünscht sich zurück, ist aber im Jetzt und Hier und macht das Beste daraus und ist im Idealfall glücklich mit seinen Entscheidungen. Was aber, wenn man die lieb gewonnen Menschen so vermisst und es schier ein Ding der Unmöglichkeit wird ohne größere Anstrengung etwas Gemeinsames zu unternehmen. Da kommt das Southside ins Spiel. Es bringt zusammen, was zusammen gehört. Die besten Freunde von daheim, die besten Dudes vom Studium, neue Dudes von Dudes die mega lässig sind und man froh ist, diese kennenzulernen, die besten ehemaligen Arbeitskollegen und einfach nur gute Weggefährten. Man lacht, man feiert, man trinkt, man grillt, man trinkt, man ist zu betrunken für ernste Gespräche und man umarmt sich. for free. die ganze Zeit. Freiwillig. Aus Freundschaft. Gibt es was Besseres?

Und was ist jetzt: Post Festival Depression, Schweißausbrüche im Büro, zuckende Augen, wirre Blicke - alles gerechtfertigt für diese Momente. Bis nächstes Jahr.
P.S. Find me in the video...

2 Kommentare:

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.